Und wieder einmal schaffen es Franzosen, ihren Sonderstatus zu wahren. Seit knapp zehn Jahren in Paris aktiv, laden uns die beiden Düsterheimer kl.K. und Hth nun ein, in ihr drittes Werk einzutauchen. Namen wie „Cypher", „The Singularity" oder „Solitude" deuten auf die einsame, sprachlose Finsternis, in die wir von SPEKTR geschickt werden.
Willkommen im Horrorfilm. Unter verstörenden Geräuschen und Stimmen wandert man blind die Treppe hinunter – angstvoll erwartend, was am Ende kommen mag.
Jazz? Neben weiterhin merkwürdigen Klängen aus dem Synthesizer jazzen für ein paar Momente die Drums vor sich hin, bis einen das Treppengeländer in die Schwärze einführt. Kaltes, schwarzes Metall, gesanglos und mit schneidendem Schall. „Teratology" birgt sanften Jazz in sich, der den Hörer in Sicherheit wiegt. Immer weiter hinuntergehend treten geisterhaftes Klirren und Malmen auf, dann wird wieder die industriell klingende Brutalo-Keule geschwungen. Kurze Zeit spricht jemand, dann springen Sägen an.
Atmosphäre wird von SPEKTR aufgebaut, das ist keine Frage. Doch was braucht eine Atmosphäre, die sich über eine Dreiviertelstunde erstreckt? Sind sinngebende Strukturen notwendig? Benötigt man Gesang? Muss es ein Auf und Ab sein?
Bei einem Album wie „Cypher" schossen mir beim wiederholten Hören diese Fragen durch den Kopf, da sie hier nicht selbstverständlich mit „ja" beantwortet werden können. Dann wäre eben nur noch die Frage, ob es dann schlimm wäre, wenn man mit „nein" antwortet. Ich behaupte: vielleicht.
Sinngebende Strukturen derart, dass es Strophen oder Refrains gibt, findet man auf „Cypher" weniger. Gesang ist nicht zwingend notwendig, da zum Beispiel klassische Musik auch sehr gut ohne auskommt. Ein Auf und Ab im Sinne von Spannungsauf- und abbau findet sich hier nur bedingt und das ist schade. Da kaum klare Strukturen erkennbar sind, wechseln kalte Industrial-Black-Metal-Parts mit vielen Soundspielereien. Manchmal als Wechselbad von hart, schnell und düster, unheimlich macht es Freude, sein Hirn im die schwarze Flut zu werfen. Doch des Öfteren findet sich kaum ein Zusammenhang und die Abschnitte scheinen willkürlich aneinandergereiht.
Grundsätzlich spielen die Franzosen sehr gut mit Geräuschen aller Art, die prima Unwohlsein hervorrufen können. Dazu fiesen Black Metal im Industrie-Gewand, somit sollte Stimmung da sein. Doch im Laufe der Zeit verliert man die Konzentration, Spannung verflüchtigt sich in schwarzen Nebel und nur gemeine Breaks lassen einen wieder hinhorchen. Wenn LES FRAGMENTS DE LA NUIT mehr synthetisch wären und sich mit STYXIAN INDUSTRIES oder HOLODOMOR zusammentun würden, käme ähnlich harter Stoff heraus. Doch selbst ein solch großes Klangspektrum, wie es SPEKTR auffahren, fesselt leider zu wenig.
Manuel
"Größtenteils harmlos."