Wenn BELENOS ein Gemälde wäre, dann sicherlich eines in Schwarz und Weiß oder eines mit ganz vielen Grautönen. Nun liegt mir aber kein Bild, sondern ein großer Teil des gesamten musikalischen Schaffens der Band aus Frankreich seit 1996 vor, gestartet als Soloprojekt. Es handelt sich um eine Wiederveröffentlichung, denn schon 2004 veröffentlichten BELENOS die Compilation der ersten beiden Demos des Projekts, mit der dritten Demo als Bonus. Schon allein das 12-seitige Booklet weist eindeutig den Weg: düster-romantische Bilder, die einen erschaudern lassen, je länger man sie betrachtet.
Gerade die Solozeiten weisen einen besonderen gruseligen Touch auf. Da wird geklagt und geschrien, wie man es eigentlich auch tatsächlich nur unbeobachtet tun kann. Unendliche Schmerzen in einer (mir trotz mehrerer Jahre Unterricht immer noch) fremden Sprache, gelegt über düstere Riffs und (teilweise noch) Drumcomputer-Blastbeats. Die klingen zwar klinisch, aber das gesamte Flair ist so mitreißen, dass es locker für einige Kopfschüttler reicht.
Das Riffing ist relativ einfach, aber so herzzerreißend vorgetragen, dass die Stücke doch zünden. Allerdings nur zum größten Teil, einige Lieder erschließen sich mir beim besten Willen nicht und klingen nach ziellosem Klagen. Besonders in den ruhigen, gesetzteren Momenten können BELENOS zwar mit teilweise schönen Intros (knarzende Türen), überraschenden chorartigen Momenten oder richtigen Weinkrämpfen punkten, aber besser gefallen mir die einkesselnden Momente, in denen das Schlagzeug Gas gibt.
„L'Ancien Temps" entstand definitiv fernab von allen Trends, große vorhersehbare und auf Livesituation angelegte Momente sucht man hier vergebens. Ein musikalischer Blick in die Seele der Band und ganz besonders in die von Mastermind Loïc Cellier. Das ist einerseits faszinierend, geht aber auch auf den Hörspaß, da man nicht immer die Kraft aufwenden kann, sich mächtigen Stücken mit acht Minuten zu widmen, die dann eventuell doch keinen markanten Moment enthalten. Hier und da etwas mehr Melodie hätte an manchen Stellen gut getan, es dem Hörer einfacher gemacht und die Komposition verbessert.
Soundtechnisch ist „L'Ancien Temps" keine glatte Mörderproduktion, sondern es wurde eindrucksvoll der Charme eingefangen, der die Entstehung dieser Musik umgibt. Klirrend kalt, zerrüttet und ebenso rabiat. Man kann sich richtig vorstellen, wie Loïc Cellier in einem kargen Zimmer sitzt und sich die Wut, Trauer und den Schmerz von der Seele schreit. Die Musik von BELENOS garantiert grauseliges Kopfkino, wenn man sie im richtigen Ambiente genießt. Also nichts für die kommenden Sonnentage, sondern eher für laue Nächte und mit 20 Songs auf 126 Minuten, limitiert auf 1000 Stück, nicht nur viel Masse für das Geld, sondern auch ein gewisser Sammlerwert.
Leute, die Black Metal abseits des Mainstreams mögen, werden mit „L'Ancien Temps" von BELENOS sicher ihren Spaß haben, für Fans sowieso ein Pflichtkauf!
CD I
1. Le déluge 7:01
2. Notre amour éternel 6:36
3. Priez encore 5:35
4. Rêveries 5:09
5. Etrange douceur 6:43
6. Visages de ma solitude 8:45
7. Adorable mépris 6:49
8. Le déluge – live 2010 4:49
9. Derniére recontre – version 2000 6:02
10. Funeste et hivernal – rehearsal 1999 5:09
CD II
1.Derniére recontre 8:05
2.Mélancolie 7:45
3.Pensées 4:56
4.Tristesse 5:08
5.Sacrilége 6:05
6.Lassitude – Outro 8:12
7.Oraison funébre 6:11
8.Le déchirement 5:57
9.Funeste et hivernal 6:40
10.Le domaine des songes acte I 4:35