In einem Interview äußerte Tötung unlängst, dass es ihm eine Ehre sei, wenn sich jemand aufgrund seiner Musik das Leben nehmen würde. Allerdings muss auch gesagt werden, dass er klar seine Meinung sagt und begründet – auch bezüglich anderer Themen. Insofern darf sich jeder kritisch damit auseinandersetzen, wie viel Freiheit dem Menschen zugestanden werden kann hinsichtlich einer SELBSTENTLEIBUNG.
Im Opener und Titeltrack kommt schon in den ersten Riffs eine wunderbar depressive Stimmung auf. Rockig im Einstieg erhöht die Doublebass bald das gefühlte Tempo. Es gibt richtig fiese Vocals, die in dieser Höhe bei Dani Filth vorkommen, hier aber deutlich mehr Schmerz ausdrücken. Wenn die Worte „Freiheit" und „...Blut in Strömen..." entfesselt herausgebrüllt werden, ist die Marschrichtung klar.
Während in „gehasst.gestört.geläutert" die Wut auf die Welt herausbricht und das eigene Ende aggressiv beschworen wird, folgen in „Schlaflos" ruhige, suizidale Lead-Gitarren. Diese gehen auf in schwermütigem Black Metal, der dunkelste Melancholie versprüht. Auch wenn MÖRKER nicht auf dieser extremen Depressionsschiene fahren, erinnert hier die musikalische Stimmung durchaus an die Schweden.
Anders als bei dem Garagen-Sound der chinesischen Stichsägen von BE PERSECUTED klingt es bei SELBSTENTLEIBUNG druckvoller und dennoch genügend depressiv. Hinzu kommt der angriffslustige Zorn, der sich in „III4II8II" über die Menschheit als Virus der Erde ergießt. Melodisch flott wird es dann in der „Abrechnung" des Hingerichteten, der in seinem Untergang die richtende Menge verhöhnt. Die Freiheit des Todes kommt in „Unausweichlich" fast Black'n'Roll-artig daher, wird mit höllischen Blastbeats gefüttert und endet in besonnener Akustikmusik. Leicht punkig angehaucht dreht man in „Anstalt FM" fast durch, bevor mit „Namenlos" eine Dreiviertelstunde hochwertiger Suizidalmucke zu Ende geht.
Man mag zum Thema Suizid stehen wie man will, der Band SELBSTENTLEIBUNG kann man zumindest nicht vorwerfen, dass es Hetzerei oder ein Aufruf zur Selbsttötung sein soll, vielmehr drückt Tötung hier seine innere Pein und Hass aus. Am besten ist dies in dem markerschütternden Gesang zu spüren, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist.
Wer mit Depressionen nicht viel am Hut hat, könnte sich mit „Kategorie.Tot" durchaus eine Ladung abholen und wer mit SHINING etwas anfangen kann, liegt auch hier nicht falsch. Das neue Album der Österreicher ist eine gelungene Platte, die sich musikalisch abwechslungsreich mit menschlicher, dunkler Materie befasst.
Tötung lebt in Österreich. Schon der Name des Hauptakteurs weist auf provokative Positionen hin, die jedoch aus seiner Sicht nicht unbedingt die Intention der Provokation haben. Vor sieben Jahren ins Leben gerufen, ging es Tötung und seiner Truppe auf dem Debütalbum um „Emotionale Endstation".
Manuel
"Größtenteils harmlos."