In München tat sich Mitte der Neunziger ein schwarzes Loch auf und SYCRONOMICA entstiegen dem Erdinnern, um einen dunklen Mantel über das Land zu ziehen. Nach drei Demos und drei Alben wurde das Uralt-Material nochmals nachgefragt, wodurch die vorliegende EP entstand. „Neverest" enthält zwei neue Songs und die vier Stücke der ersten EP ohne jegliche Soundveränderungen.
Beeindruckend ist schon einmal der Einstieg in den Titeltrack. Sanft und kalt bauen sich neblige Berge auf. Ein wirklich guter Heldentenor singt inbrünstig auf epischem Klangteppich, bevor die Metal-Fraktion den Dampfhammer hervorholt. Natürlich gehören da fiese Vocals, Blastbeats und flotte Gitarreros dazu, wobei letztere durchaus hübsche Lead-Melodien anzubieten haben.
Da die beiden neuen Stücke Überlänge besitzen, sind diverse Breaks nötig, um die Neugier aufrechtzuerhalten. Zwischen trippelnden Klavierläufen eines steinigen Abhangs und dem bombastischen Streichorchester eines monumentalen Gletschers wabert der melancholische Grundton. Auch wenn immer wieder neue Abschnitte kommen, bleiben jedoch alte erhalten, so dass man sich in den Strukturen gut zurechtfindet. „Jukai – Das Meer von Bäumen" handelt schließlich von einem japanischen Wald, der klanglich ein bisschen aggressiver daherkommt als der Mount Everest.
„Durch das Geäst" hieß es damals. Simple Aufnahmemethoden erklären die Klänge des urigen Black Metals alter Schule. Ein bisschen kitschige Keyboards, Reibeisen-Krächzen und nicht allzu tiefschürfende Riffs sind nicht brutal spannend, lassen aber für den ein oder anderen vielleicht alte Erinnerungen wieder aufleben. Von den vier alten Tracks kommt schon das Keyboard-Intro wie bei alten DIMMU BORGIR daher, während die folgenden Stückchen nicht mit der Atmosphäre der Norweger mithalten können.
Ob die Wiederauflage der alten Demo wirklich notwendig war, bezweifle ich. Hier lässt sich jedoch sehr schön feststellen, welche soundtechnischen Entwicklungen die Band hinter sich hat.
Zwei neue Songs sind ein bisschen wenig, doch machen sie Hoffnung auf mehr. Vielfältiges Songwriting und opulenter Black Metal mit Melodien, die ins Ohr gehen, kann auch aus süddeutschen Landen kommen. BORKNAGAR erzeugen zwar mehr Gänsehaut, doch im Stile von DIMMU BORGIR sollten die Münchner sich nicht scheuen, ein neues Album aufzunehmen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."