DEPRESSIVE WINTER versetzen mich in ein Wechselbad der – ja, was? Der Gefühle nämlich viel zu selten, und das ist eines der Probleme, das ich mit „Nihilum Bellus“ habe. An sich ist das zweite Album des französischen Black Metal-Duos, für das sie immerhin sechs Jahre gebraucht haben, nicht schlecht. Aber die grimmige Intensität, die das Genre bestenfalls ausmacht, erreicht es nicht.
Zwar steigen DEPRESSIVE WINTER nach dem Intro mit einem sehr einfachen (circa fünf Akkorde auf knapp acht Minuten) aber irgendwie doch packenden, schnellen Stück namens „Voices“ ein, das mich vom Drive her an NAGLFAR erinnert. Die Gitarren klingen fett und der Shouter ist zwar eintönig, aber okay – beidem hört man an, dass die Band mit einem halben Bein im Death Metal steht. Dann folgt aber leider schon eine Art zweites Intro, das den Fluss direkt wieder zerhackt. Und danach kommt „Nihilum Bellus“ nicht mehr so richtig in den Tritt. „Abyss“ ist ein doomiger Schlepper mit ellenlangem Solo, „Post Mortem Celebration“ schwankt auf neun Minuten zwischen Midtempo und Blast – beide Songs haben durchaus ansprechende Riffs und gute Melodien. Dann folgt weiterer Füllstoff mit wahnsinnig künstlich klingendem Feuergeknister. Dann noch ein ziemlich guter Song, kompromisslos hart. Und zum Abschluss ein schleppender Rausschmeißer mit gelungener Epik – der nicht von DEPRESSIVE WINTER stammt, sondern von MORGION.
Wenn die überflüssigen Zwischenspiele nicht wären, könnte „Nihilum Bellus“ ein stimmiges Album sein, denn auch wenn DEPRESSIVE WINTER nicht gerade vor Ideen sprudeln - Songs schreiben können sie. Das reicht aber noch lange nicht, um mich vom Stuhl zu reißen. „Nihilum Bellus“ kann mich emotional nicht packen und ist mir deshalb einfach ein bisschen zu langweilig, um es toll finden zu können.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis