Alles, was aus dem Dunstkreis des Bonner Labels „Zeitgeister“ kommt, hat hohe Qualität. Das gilt auch für das neue Album von EKPYROSIS. Trotzdem kann mich „Weiße Nacht“ nicht überzeugen.
Der Vorgänger „Ein ewiges Bild“ klang noch anders: Eine Mischung aus Black Metal und Doom, zusammengerührt zu einer Mixtur mit eigener Note, die mich berührt. Und genau das schaffen EKPYROSIS – wer dahinter steckt, weiß man nicht, das Projekt bleibt anonym – mit ihrem neuen und dritten Album nicht mehr.
„Weiße Nacht“, erstmals bei Paradigms erschienen, legt den Fokus wesentlich deutlicher auf Black Metal und startet von null auf hundert mit genretypischen Blasts und flirrenden Riffs. Dabei klingen EKPYROSIS gar nicht mal so finster, der Albumtitel beschreibt die Stimmung schon ganz gut – und auch den Gegensatz, der nicht finster klingendem Black Metal zwangsläufig innewohnt. Der Gesang knurrt in tieferen Lagen, meistens jedoch werden die Texte lediglich mit klarer, unpathetischer Sprechstimme rezitiert. Nach wie vor sind die Texte bei EKPYROSIS auf Deutsch, und statt misanthropischer Standardkost gibt es expressionistische Lyrik. Worum es geht ist nicht eindeutig und soll wohl auch gar nicht verstanden werden, zumal es nicht einmal Songtitel gibt. Aber so viel kann man sagen: Ohne eindeutig verständliche Inhalte transportieren die Zeilen doch eine bedrückende Stimmung, die ein wenig an die Gedichte von Georg Trakl erinnert.
Das kann ich von der Musik jedoch nicht behaupten. Das aller meistens blastende Schlagzeug ist auf „Weiße Nacht“ stark in den Hintergrund gemischt, die Gitarren sind dünn – das klingt wie Nähmaschine und Rasierapparat und nervt auf Dauer kolossal. Die Riffs sind gut, aber aufhorchen lassen die wenigsten. So ist „Weiße Nacht“ zwar ein gutes Album mit Anspruch, in dem viel künstlerischer Hirnschmalz steckt. Aber leider auch ein eintöniges Album mit Schwächen.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis