„A Dying Dream" drückt als Opener gleich auf das Gemüt. Atmosphärisch befindet man sich in der hintersten Kellerecke, schleichend befallen den Hörer die Dämonen. Sanft wirkt der Anfang, bald übermannen einen die quälenden Gitarren.
Im „Spiegel Der Seele" übernimmt der treibende Black Metal das Zepter. Zwischen Blasts und Saitengeschrammel mischt sich Wildheit in die Stimme und gekonnte Wechsel zwischen tonnenschwerer Niedergeschlagenheit, übergreifenden Melodien und sich aufbäumender Wut erhalten die schlechte Laune.
Die Spirale der Depression dreht sich weiter. Manchmal windet sie sich ruhig mit besinnlichem Saitenzupfen und einer Flüsterstimme um den Hals. Doch die Schwärze verdichtet sich vor den Augen und die Klangwand baut sich wieder auf. So finden sich viele Facetten, welche die meist überlangen Songs zu keiner Minute langweilig werden lassen.
Der zentrale Neun-Minüter „Cortical Spreading Darkness" schnürt weiter an der schwarzen Kordel, die einem um die Kehle gelegt wird. Die komplexe Gesamtstruktur wird immer wieder durch Harmonien vereinfacht, die sich wiedererkennbar in der Ohrmuschel anschmiegen.
So geschieht es in dem kurzen Interlude „Fractal Rise Of The Fall", dass kurze Hoffnung aufkeimt, die melancholisch-melodisch jedoch wieder an den tödlichen Abgrund geschoben wird.
Während es in „Inner Reflexion" des Öfteren betulich zur Sache geht, wird in „Devouring Darkness" nochmals das Biest erweckt und in disharmonischer Raserei reißt es am Gedärm. So werden im Schlusstrack „Origin" nochmals alle Merkmale aufgefahren, bevor man sich in der eigenen Hölle schlafen legt.
Die Belgier von PANCHRYSIA legen etwas mehr Wert auf Brutalität. Als Hinweis könnten hier noch besser die Depressionskönige von SHINING dienen. Allerdings hat Andras mit INFESTUS sein ganz eigenes Manifest einer dunklen Seele geschaffen, das sich kurz vor dem Wahnsinn in die Verzweiflung zurückzieht und immer wieder zornige Ausbrüche verarbeiten muss.
Ohne viel an seinem Sound zu ändern, klingt die dritte Scheibe etwas vielfältiger als der Vorgänger und doch harmonischer als Gesamtpaket. Wer sich etwas Zeit nimmt, kann sich mit „Reflecting Void" wunderbar in einen schwarzen Strudel vertiefen und sich ganz der bedrückten Stimmung hingeben, die das vollständige Album verstreut.
Als vor drei Jahren die zweite Scheibe von INFESTUS der Finsternis entsprang, war nur noch Andras von einem ehemaligen Trio übriggeblieben. Im Alleingang widmete er sich weiterhin der dunklen Seite der Macht. Das Cover zeigt in dem düsteren menschlichen Gehirn nur einen kleinen Lichtblick, der auch ein letales Durchschussloch sein könnte.
Manuel
"Größtenteils harmlos."