Wie man an dem „Accent Grave" im Albumtitel erkennen kann, kommen AKROMA aus Frankreich und beschäftigen sich seit über zehn Jahren mit biblischen Themen, die sie in melodisch-harte Soundgewänder verhüllen. Früher ging es um die sieben Todsünden oder die zehn Plagen Ägyptens, auf ihrem dritten Album sind die zwölf Apostel das Thema der Wahl.
Fünf Jahre dauerte es, bis das Werk vollendet war. Es gibt Gastmusiker mit Cello oder Harfe, eine Frau für eine zwischenzeitliche Erzählstimme und zwölf Gastsänger. Morbide ist die Geschichte eines Mannes, der aus Rache die Geschichte um das letzte Abendmahl aufrollt. Details der ziemlich langen, französischen Texte dürfen sich Interessierte gerne selbst erarbeiten.
Petrus klopft an die Tür. Von einem Schreihals wird ihm geöffnet. Jedes Mal überrascht erneut die Stimme, die quasi zwischen Power-Metal-Höhen und Dani-Filth-Kreischen ihren Platz gefunden hat. Nach mehrmaligem Hören stellt sich jedoch Gewöhnung ein, sodass eventuelles Missfallen relativiert wird. Schon in dem achtminütigen Opener werden Keyboard-Teppiche ausgelegt, melodisch ein bisschen geproggt und die Schwärze durch kleine Ausraster eingebaut. Auch wenn die Synthies einem Einfachheit vorgaukeln, bleibt beim ersten Mal noch nicht allzu viel hängen. Doch auch dies ändert sich beim wiederholten Lauschen.
Wenn „Jakobus", der Sohn des Zebedäus, auftritt, gibt es bald einen Chorus, der zum Mitträllern einlädt. An den Tasten sowie an den Saiten düst man parallel durch kleine Melodien und eine Frau baut mit ihrem Sopran extravagante Harmonien ein.
Bei „Matthias" wird es brachialer, wenn der Gesang häufiger durch kräftiges Röhren auffällt. Härtere Riffs werden jedoch wieder aufgefangen von der Orchestrierung, die omnipräsent ist.
„Simon" hingegen rockt durch den Power Metal und bekommt im weiteren Verlauf einiges an Bombast dazu. Doppelter Frauengesang bei „Andreas" ist neben erhabenen Blechbläsern in „Jakobus, dem Sohn des Alphäus" eine weitere Facette eines komplexen Metal-Werkes.
Fazit:
Zwölf Stücke mit knapp 75 Minuten Spielzeit sind zu lang. Und der Haupt-Kreischer ist auf diese Länge gesehen gewöhnungsbedürftig.
Aber: Es ist den Franzosen doch gelungen, ein vielseitiges Werk zu kreieren, das auch ein harmonisches Thema des Öfteren variiert, sodass man sich nicht vollkommen im Gedudel verliert. Es gibt viele klangliche Einzelheiten zu entdecken und eine Geschichte zu verfolgen. Die Vielfalt wird aber auch zur Krux, wenn die Ohren nicht mehr differenzieren wollen.
Für den einen oder anderen wären die Kriterien auch locker einen Punkt weniger wert. Doch wer sich in Gefilden wie CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR wohlfühlt, darf ein Ohr riskieren. Ganz so einfach wie bei den Briten oder Norwegern ist es bei Franzosen aber nicht.
Manuel
"Größtenteils harmlos."