Inhaltlich geht es um erschossene Freunde, das Leben auf der Straße, das Recht des Stärkeren und mehr Elend, als eine gesunde Psyche aushalten kann. Musikalisch orientieren sich KING 810 grob in die Groove Metal-Richtung – unweigerlich muss man an SLIPKNOT in ihren ungestümen Anfangstagen denken. Anders als die verzichten KING 810 aber auf technischen Tinnef. Sie gehen das Ding lieber in straighter Manier an, die sie sich beim Hardcore abgeschaut haben.
Während die Instrumentalfraktion also vor allem hart, kalt und teils sehr düster groovt, kotzt sich Sänger David Gunn derbe aus. Grundsätzlich liegt angesichts der Hard-Life-Lyrics der Vergleich zum Gangster-Rap nahe, hier wird aber wenig glorifiziert. Vielmehr scheint Gunn seinen Verstand beisammen halten zu müssen angesichts der Scheiße, die er, seine Jungs und seine Stadt fressen müssen. Passend dazu klingt er wie ein Jonathan Davis, der endlich den Stimmbruch überwunden hat, inklusive Schluchzen, schwerem Atmen und unkontrollierten Schreiattacken. Neben den harten Groovebrechern enthält „Memoirs Of A Murderer“ auch einige Balladen, die ich sogar zu den Highlights des Albums zähle. Die mehrere Minuten langen Spoken Word-Tracks hingegen sind nach einmaligem Hören Skip-Kandidaten.
Bei diesem extremen Ansatz ist eine Frage wichtig: Ist das authentisch? Ja, man nimmt David Gunn die Sache ab, genauso wie man ihm die Geschichten abnimmt: Er wurde angeschossen und verhaftet, ihre ersten Instrumente hat die Band geklaut – was sonst. Noch wichtiger aber ist die Frage, ob die Musik was taugt. Hier muss man leider Abstriche machen. Denn „Memoirs Of A Murderer“ ist echt und intensiv, aber auf ganzer Länge zu eintönig. Wenn man schon so viel Redebedarf hat, dass man 16 Tracks damit füllt, sollte man von beständigen Wiederholungen von Riffs und Zeilen mal etwas abrücken.
Nichtsdestotrotz sind KING 810 gerade dabei, mächtig Staub aufzuwirbeln. Brutale Shows, martialische Fotos und die kompromisslose Aussage haben den Jungs aus Flint, Michigan schon ordentlich Medienecho beschert. Wenn das nächste Album noch abwechslungsreicher und besser wird, bin ich auch dabei – interessant ist die Band jetzt schon.

Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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