1349 - Revelations of the Black Flame Tipp



Stil (Spielzeit): (Post-?) Black Metal / Black Doom Metal? (44:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight (25.05.09)
Bewertung: 8,5 / 10

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1349 hielten jahrelang als eine der letzten aus der Osloer Szene die Ehre des trve Norsk Svart Metal hoch. Nicht „true" im Sinne von DARKTHRONE A.D. 2000 +, sondern „trve" im Sinne der frühen Neunziger.
Es spricht weiß Gott (oops!) nicht gegen die Band, dass sie beim Ehrehochhalten weder bloße Neuauflagen von „Under a Funeral Moon" produziert haben noch sich platterdings selbst kopierten. Mit jedem Album variierte die schwarze Grundstimmung, auch wenn die Bauteile wesentlich dieselben blieben. Mal war der Thrash-Einfluß in Form von SLAYER-Riffs ein bisschen größer, mal führte der Oldskool BM der Marken MAYHEM und DARKTHRONE eindeutiger Regie.

Grammatisches Imperfekt. Vergangenheit.

Der komplexen Raserei vierter Teil dürfte für viele eine Überraschung, für die meisten der „trven" BM-Adepten eine negative darstellen: Zwar sägen sich die Pestboten auch mal gewohnt wüst durchs Gehölz (z.B. in „Maggot Fetus... Teeth like Thorns") -- mit all den Vorzügen, die die Truppe seit Jahren auszeichnet-- rasende, dürre Gitarren, virtuoses Drumming, und die räudig-höllische Metal-Punk Atmosphäre früher VENOM.

Aber das Berserkertum ist quantitativ auf das absolutes Minimum reduziert --- wohl damit die Band sich überhaupt noch in der entferntesten Nähe des Black Metal Banners einfinden darf.

Dass sie auch mal das Tempo rausnehmen können, haben sie früher schon bewiesen. „Revelations..." aber reizt das bis ins Extrem aus, so dass sie dank massiger Heaviness, sehr viel Down-Tempo und epischer Breitwandigkeit fast mehr an (ungegrowlten,) englischen Death Doom der frühen 90er inkl. einiger Blasts als an norwegischen BM erinnern. Man könnte meinen, ihnen seien die schwarzmetallischen Ideen ausgegangen.

Mag sein; Ideen als solche gewiss nicht. Im Gegenteil, wenn wie beim 3½-minütigen Zwischenspiel „Misanthropy" bis ca. Minute 2 nur ein alter Filmprojektor oder so etwas und ein Flügel der Marke Eric Satie zu hören ist, und sich dann allmählich und bedrohlich über beides ein feist-schweres Riff schiebt, dann steckt da allemal mehr sinistre Atmosphäre drin als in zweifelfrei geilen Schredder-Orgien wie „Sculptor of Flesh" oder „Satanic Propaganda".
Mag sein, dass nicht jedes Interludium gleichermaßen geglückt ist („Horns" ist ein dreiminütiges Dröhnen, dessen Sinn und Wert sicher strittig ist; und „Solitude" schlägt in dieselbe Kerbe und bringt nur zum Ende hin einige echte Akkorde zu Papier).

Sicher ist dagegen, dass die Gewalt- und Tempoexzesse auf „Revelations..." für ein BM-Album zu kurz kommen. Wer dessen Güte nur nach dem möglichst hohem Wert beats / minute bemisst, für den ist das Album schlichtweg mies. --- Sicher dürfte aber auch sein: Wenn man auf Black Metal und Doom gleichermaßen steht, dann dürfte man an dem Album viel Freude haben. So wie ich.

1349 sind 2009 definitiv am Scheideweg angelangt; zweifelhaft, ob ihnen viele der alten Anhänger folgen werden; mich überzeugt das Teil, weil mir Atmosphäre wichtiger ist als ein musikideologisches Programm. Hauptsache richtig schwarz. Und das ist Revelations of the Black Flame absolut. Wenn es nicht noch mehr Punkte gibt, dann deshalb, weil man sich mit „Horns" und „Solitude" eine Dröhnung zuviel leistet und der erste richtige Song „Serpentine Sibilance" eher Mittelklasse-Midtempo-Black'n'Roll ist.

Ansonsten: tolles, schwarzes Metal-Album, das zwar nur bedingt noch Black Metal ist, mit „Set the Controls for the Heart of the Sun" aber nicht nur ein ultraschweres Down-Tempo-Riff + High-Speed-Double-Bass + disharmonischem SLAYER-Solo ins Rennen schickt, sondern einen Track, der das Potential hat, ein erster Klassiker der noch zu (er)öffnenden Black Doom - Schublade zu werden.