Endstille - Navigator


endstille_navigator

Stil(Spielzeit): Black Metal (43:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Twilight (01.08.05)
Bewertung: Feuer frei! (9/10)
Link: http://www.endstille.com

 

Piiiiep. Ein U-Boot Ortungssignal von vier Sekunden Länge weißt uns den Weg in das vierte Album der norddeutschen Panzergrenadiere von Endstille. Die vier Jungs sind ja mächtig produktiv: Vier Alben in vier Jahren und bisher immer von herausragender Qualität. Und um das Geschoss mal gleich aus dem Geschützturm zu lassen: Auch "Navigator" spielt qualitativ in der höchsten Black Metal Liga. Der unglaubliche Erfolgsweg von Endstille dürfte also auch im Jahre 2005 weitergehen. 

Etwas eingängiger als auf den Vorgängern werden die zehn Tracks dieses Mal herausgeballert. Aber alles in allem gibt es den gewohnten Kriegszustand gebannt auf CD. Das Schlagzeug bewegt sich meistens im flotten Knüppeltempo, die Gitarren verlieren sich in wunderschönen Melodien und Sänger Iblis krächzt wie die Krähe nach sieben Tagen Magen- und Darminfekt. Thematisch dreht sich wieder einmal alles um Kriegsmaschinerie aus dem zweiten Weltkrieg. Leider sind im Booklet keine Texte abgedruckt, jedoch werden die einzelnen Songs durch superintensive Bilder und kleine Zitate absolut gekonnt in atmosphärische Szene gesetzt. Natürlich kann man sich darüber streiten, inwieweit Endstille mit ihren Alben Kriegsverherrlichung betreiben. Ich für meinen Teil halte die Kriegsthematik für ein absolut passendes Konzept einer Black Metal Band dieses Formats. Aber zu diesem Thema sollte sich jeder eine eigene Meinung bilden.

Anspieltipps sind das geniale "Monotonus II" (was für eine Melodie, absolute Weltklasse!) und der alles wegfegende Titeltrack "Navigator". Zumindest hier sind Referenzen zu Marduks "Panzer Division Marduk" erlaubt, wenn auch die Klänge der beiden Combos sonst eher wenig Gemeinsamkeiten aufweisen: Während Marduk sich in Geschwindigkeitskaskaden verlieren und auf den neuen Alben einfach nur blass und herzlos wirken, gelingt es Endstille in jedem Lied, eine sehr dichte, schwarze und melancholische Grundstimmung aufkommen zu lassen. Spieltechnisch geschieht das auf sehr hohem Niveau, wobei besonders das wirklich gute Schlagzeugspiel von Mayhemic Destructor hervorzuheben ist. Endlich mal wieder ein Kesselflicker, der nicht vor simplen Triolen-Grooves ala Frost (Satyricon) zurückschreckt - z.B. bei "Let There Be Heaven" - und damit schonmal eine Menge Sympathiepunkte bei mir einheimst. Ich mag nun mal keinen Firlefanz im Black Metal. 

Einziger Wehrmutstropfen dieser Platte ist für mich der ein wenig schwächelnde Sound. Räudiger Sound gehört zum Black Metal, völlig einverstanden. Jedoch hätte man beispielsweise die Snare um einiges druckvoller erschallen lassen können, ohne hier irgendwas an "Trueness" einzubüßen, im Gegenteil. Gut, die Jungs wehren sich gegen Trigger jeder Art - ein Fakt, der wieder viele Sympathiepunkte bei mir einbringt. Dennoch haben zum Beispiel Satyricon auf "Volcano" vorgemacht, was man ohne Schlagzeugtrigger für einen Hammer-Sound hinbekommen kann. Vielleicht hätte man sich daran ja ein Beispiel nehmen können...

Anyway: Das sind Kleinigkeiten, die dem Genuss einer der besten deutschen Black Metal Veröffentlichungen keinen Abbruch tun. Black Metaller: Bitte zugreifen! Aber auch andere Metaller, die von all dem herzlosen Metalcore-Gedöns dieser Tage die Schnauze voll haben, sollten diese Ladung purer Atmosphäre einmal auschecken.
Ole