Vor sieben Jahren kam in Bergen ein Sturm auf. Vier Jungs, die nochmals acht Jahre zuvor als ENCHANTING DARKNESS auf keinen grünen Zweig kamen, gründeten ORKAN. Live-Erfahrung sammelten zwei von ihnen mit TAAKE und anderen Truppen, so dass mit „Livlaus“ schon die zweite Scheibe am Start ist.
Als die Stichsäge angeschmissen wird, bleibt sie vorerst alleine. Etwa eine Minute später blasten die Drums los und wiederum sechzig Sekunden später vernimmt man hintergründige Vocals, kaum hörbar. Also quasi ein Intro.
Der Opener-Titel „Fanden på veggen“ heißt übersetzt etwa, dass der „Teufel an die Wand gemalt wird“, was jedoch hinsichtlich des Albumtitels („leblos“) und allgemeiner Einstellung norwegischer Black Metaller wohl keine Ironie sein soll.
Rotzig, punkig im Sound brettern die Nordlichter recht zügig durch den Wald. Auch wenn es fröstelnde Riffs sind und dreckiges Keifen die Stimmung abkühlt, bleibt von der ersten Viertelstunde nicht viel im Gehirn – auch nach mehrfachem Zuhören.
In der Mitte der Platte wird ein dreiteiliges Epos, das den Albumtitel trägt, vorgetragen. Man hat das Gefühl, hier ist mehr Abwechslung drin. Brachiale Ausbrüche in Teil Zwei oder oder das herrliche Gurgeln zu den Stakkato-Gitarren in Teil Drei erhöhen die Spannung.
Der norwegische ORKAN bietet des Öfteren längere gesangslose Passagen, die stellenweise zu wenig Atmosphäre aufbringen, um den Schädelschwinger bei der Stange zu halten. Dagegen gibt es immer wieder kleine Schlenker bei den Riffs zu hören, die einen spontan die Lauscher spitzen lassen.
Mit mehr Schwung und Wiedererkennungswert könnte die nächste Platte der Norweger länger im Gehörgang bleiben. Aber das zweite Album von Herrn Fredheim und Konsorten hat manches in petto und zeigt, dass es auch mit unbekannterem Status möglich ist, ordentlich schwarzes Metall zu kreieren.
Manuel
"Größtenteils harmlos."