Sakrale Chöre im Intro werden von Verzerrungen gestört – die Illusion der Engel wird zerfetzt. Knackige Blastbeats, die Stichsäge wird angeschmissen, und fiese Disharmonien beginnen ihre Zerstörungswut auszuleben. Rohe Vocals tun ihr Übriges, um die Eiseskälte herzustellen.
Nach mittelschnellem Groove verfällt die Horde schnell wieder in orgiastisches Geprügel, während die ungemütlichen Töne durch Wiederholung an Penetration gewinnen. Kurz bevor alles im Chaos versinkt bildet sich wieder eine verfolgbare Struktur heraus und man kann weiter an seinem Becher Blut nippen.
Der Titel Nummer vier hat übrigens noch nicht den längsten Namen: „Regarde tes cadavres car il ne te permettra pas qu’on les enterre.“ Dafür wird neben dem üblichen Sound hier abrupt unterbrochen, diverse Geräusche wie aus einem Horrorfilm provozieren eine Gänsehaut. Schließlich mündet alles in ein sich steigerndes instrumentelles Gemetzel, das wieder in den ursprünglichen Song zurückgeht.
In der zweiten Hälfte der Platte klingen die Gitarren manchmal wie in einem alten Radio. Spontane Brüche in der Harmonie machen das Zuhören komplizierter, doch den Pfad der schmerzenden Akkorde findet man immer wieder.
Der Sound der Franzosen-Truppe ist ähnlich wie der ihrer Ursprungsbands – ein positives Merkmal. Wie rohes Fleisch klingt es, blutig ohne zäh zu sein, mit feinen Fasern. Eine böse Scheibe.
In der französischen Hauptstadt gibt es mehrere Düsterheimer, deren ehemalige oder aktuelle Mitglieder sich als VI vereint haben. Ob AOSOTH, THE ORDER OF APOLLYON oder MERRIMACK – Namedropping ist angesagt. Für ausreichend Talent ist also gesorgt, die Spielart von VI bewegt sich natürlich auch im Dunstkreis der Genannten und das Ergebnis auf der Debüt-Platte ist mehr als ordentlich.
Manuel
"Größtenteils harmlos."