Dieses „wahnsinnig“ vielfältige Album, das auf den Namen „Maestro“ hört, lebt von Kontrasten, ist zwischen zwei Welten hin- und hergerissen, bedient Extreme. Es läßt sich kaum in eine Schublade stecken. Melodischer Black Metal mit sinfonischer und progressiver Ausrichtung beschreibt diese virtuose Musik noch am ehesten.
Zarteste Gesangslinien wechseln von einem Moment zum nächsten in fiesestes Gegrunze. Bittersüße Streicher stehen hektischem Riffing gegenüber. Getragene Hymnen werden von ballernder Hochgeschwindigkeits-Double-Bass begleitet. Der Geniestreich gelingt, da die unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen hier friedlich nebeneinander existieren. Sie bekämpfen sich nicht, sie ergänzen sich. Melancholie, Pathos und Aggressivität fließen zu einer überraschend harmonischen und anspruchsvollen Einheit ineinander.
Ebenfalls hervorzuheben sind die wunderschönen akkustischen Passagen und die opulente Orchestrierung, die zu diesem ausgesprochen atmosphärischen Kunstwerk beitragen. Man scheut sich auch nicht vor ausgefallenem Walzertakt, relaxten Saxophonklängen, dezenten Theremineinsätzen oder bluesigen Gitarrensoli.
WINTERHORDE – neue Facetten des Black Metal
Stets wird eine theatralische Spannung mit jeder Menge klassischem Bombast oder Kirchenchören aufgebaut und über die kompletten 65 Minuten Spielzeit gehalten. Langweilig wird es zu keiner Sekunde. Dafür sorgen auch verspielte Details, die raffinert in die Musik eingesponnen sind. So leitet in „Maestro“ ein Lokomotivgeräusch den Rhythmus ein, den die Drums gekonnt aufnehmen. Im leiseren Mittelteil von „The Heart of Coryphee“ sind perfekt integrierte Telefon-Pieptöne zu hören. Der 11-Minüter ist auch das Herzstück des Albums und offenbart die Momente von Schönheit, Epos und Heaviness am eindringlichsten.
Es sind vor allem diese mächtigen Hymnen und verführerischen Melodien, die sich zwischen das Blastbeat-Geknüppel zwängen, die einen nicht mehr loslassen, die ein Schicksal zu besiegeln scheinen, denen man sich ergebungsvoll hingibt. Schöner kann einen die dunkle Seite nicht in den Bann ziehen.
Mit „Maestro“ haben WINTERHORDE ein vor kreativen Einfällen überschäumendes und äußerst abwechslungsreiches Meisterwerk geschaffen, dem sich weder der eingeschworene Black-Metal-Jünger noch der offene Metal-Proggie entziehen kann.
Ein Meilenstein in neuer Interpretation von Black Metal.
Besetzung:
Z. Winter - Vocals
Ig Kun - Vocals
Dima Stoller - Guitars
Omer Naveh - Guitars
Sascha Latman - Bass
Alexander Feldman - Keyboards
Maor Netz – Drums
Tracklist:
01. That Night In Prague
02. Antipath
03. Worms Of Soul
04. They Came With Eyes Of Fire
05. Chronic Death
06. The Heart Of Coryphee
07. A Dying Swan
08. Maestro
09. Through The Broken Mirror
10. Cold
11. Dancing In Flames