Slegest - Vidsyn

Slegest - Vidsyn

Das simple Cover-Artwork mit Teufels-Ziegenbock und gothischer Typografie lassen schwärzeste Avantgarde vermuten. Verstärkt wir dieser erste Eindruck noch durch das Spoken-Word-Intro einer geheimnisvollen, norwegisch-sprechenden Frauenstimme. Doch dann kommt alles anders.

Stell dir vor: Cronos und nicht Axl Rose stünde bei AC/DC am Mikro. So könnte man den dunklen Sound der neuen Platte „Vidsyn“ kurz und knackig beschreiben, der klassischen Black Metal mit zähem Doom und räudigem Rock’n’Roll variiert. Die Riffs haben in der Tat oft diesen typischen flirrenden 70er Vibe der beiden Young-Brüder aus den früheren Alben der Australier, der in ihrem dreckigen Street-Boogie rauszuhören war. Fans der Bon-Scott-Ära werden beim ersten Anchecken des Albums sofort wissen, was ich meine.

„We are SLEGEST. And we play Black’n’Roll."

Spätestens wenn der giftige, sägende Gesang von Frontmann Stig Ese (Ex-Gitarrist von VREID) einsetzt, eine Art böses, fast schon augenzwinkerndes Gegröle, wie es VENOMs Cronos nicht besser hinbekommen könnte, überraschen SLEGEST auf voller Linie. Diese außergewöhnliche Kombination aus den anscheinend vollkommen unterschiedlichen Welten des drohenden, schwarzen Metalls und des rotzigen, abgelebten Rock’n’Rolls mag am Anfang etwas strange klingen, bringt aber im weiteren Verlauf ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und Charme hervor, was durch die Lyrics in Muttersprache noch unterstrichen wird.

Neben vielen interessanten, langsameren Passagen, die sich an SABBATH-Doom anlehnen und SLEGESTs „Bosheitsanspruch“ gerecht werden, gehts auch schon mal schneller zur Sache, was dann einen mitreißenden MOTÖRHEAD-Groove entwickelt, der ordentlich die Nackenmuskulatur in Bewegung bringt. Eine punkige NWOBHM-Attitude ist ebenfalls nicht zu leugnen, die in einer abgebrühten Manier verkörpert wird und an die Landsmänner KVELERTAK erinnert.

Das zweite Album der Norweger ist ein cooles, solides Album geworden, dem jedoch in der Gesamtheit das gewisse Etwas fehlt, dem vielleicht noch die eine oder andere Idee im Songwriting abgeht. Womöglich schafft es das Album, dass sich AC/DC-Fans zu einem „pöseren“ Rock’n’Roll hinreißen ließen. 

Besetzung:

Stig Ese - Guitars, Vocals
Håvard Ese - Bass
Sven Roger - Guitar
Anders Christian - Drums

Tracklist:

01. I Fortida Sitt Lys
02. Som I Eit Endelikt
03. Du
04. Komfortabelt Nommen Midtvekes
05. Wolf
06. The Reanimator
07. Inn I Uvissao
08. Tenn Den Gamle Varde

Wölfi

Stile: Progressive Metal, Heavy Metal, Power Metal, Thrash Metal, Death Metal, Alternative Prog, New Artrock

Bands (momentan): Alterium, Walk In Darkness, Symphony X, Sunburst, Evergrey, Angra, Lovebites, Crypta, Ne Obliviscaris, Leprous, Temic, Orbit Culture

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