Die langersehnte Ankündigung des Albums war nicht das Einzige, was SHADE EMPIRE in den letzten Monaten Aufmerksamkeit einbrachte. Anfang April gab die Truppe aus Kuopio die Trennung von Langzeit-Vokalist Juha Harju bekannt. Dieser durfte zwar noch die Gesangslinien auf "Poetry Of The Ill-Minded" eingrunzen, wird in Zukunft aber von Henry Hämäläinen ersetzt werden. Viel geändert hat sich daher auf dem fünften Studioalbum der Metaller eigentlich nicht. Vielmehr wirkt das neue Werk wie eine organische Weiterentwicklung des Vorgängers.
Zwar fällt die neue Langrille mit 45 Minuten Spielzeit deutlich kürzer aus, als der Laufzeit-Koloss "Omega Arcane", welcher quasi am Plattenrand kratzte, doch an der Rezeptur hat sich erwartungsgemäß wenig geändert. SHADE EMPIRE begeistern weiterhin mit ihrem unwiderstehlichen Mix aus Orchester und Metal, welcher von faszinierenden Arrangements und unerwarteten Akustikpassagen durchzogen ist. Vielmehr gereicht die verkürzte Spielzeit der Musik sogar zum Vorteil. Anders als das geniale, aber manchmal einfach zu lang geratene "Omega Arcane", weist der Nachfolger deutlich weniger Längen auf. Tatsächlich können gerade die kürzer ausgefallenen Songs wie "Wanderer" mit ihrer Kompaktheit punkten. "Drawn To Water – The Path" mausert sich mit seiner Wildheit sowie dem packenden Refrain gar zu einem absoluten Albumhighlight.
Wahnsinn, der unter die Haut geht
So auch das schon vorab als Single ausgekoppelte "Anti-Life Saviour", welches mit zehn Minuten den längsten Track der CD darstellt. Neben dem tollen Spannungsaufbau kann der Song vor allem mit seinem stimmungsvollen Intro samt Paradies Lost-Rezitation bestechen. Ian Richardson füllt seine Sprecherrolle hier optimal aus und schafft eine immer dramatischer werdende Stimmung, die schließlich im Refrain explodiert.
Die ganz großen Veränderungen fehlen der Platte zwar, doch SHADE EMPIRE haben ihren Sound im Detail verfeinert. War die Atmosphäre des Vorgängers schon gut, wirft einen das Neuwerk teilweise in ein Geflecht des kultivierten Wahnsinns. Nicht nur der sich bedrohlich aufbauende Opener "Lecter (Welcome)", sondern gerade die immer wieder eingestreuten, manchmal fast entrückt wirkenden Trompeten-Intermezzi geben einem das Gefühl mit High-Class-Kannibale Hannibal Lecter höchstpersönlich zusammen zu wohnen.
Es ist diese dichte und bedrohliche Atmosphäre, zu welcher auch Juha Harjus Gesangsleistung nicht unerheblich beiträgt, welche "Poetry Of The Ill-Minded" so gut werden lässt. SHADE EMPIRE finden eine tolle Balance zwischen Filmscore-ähnlicher Orchestrierung und aggressivem Riffing, ohne dabei gezwungen zu klingen. Damit ist das neue Album der Finnen definitiv eine Empfehlung wert und liefert genau das, was das grandiose Coverart verspricht: Ein Opus aus Wahnsinn, Epik und Brutalität, welchem man sich nur schwer entziehen kann und welcher alles andere ist, als ein flacher DIMMUR-BORGIR-Abklatsch.