Ursprünglich war TOTENGEFLÜSTER ein Soloprojekt von Simon Bossert aka Totleben, doch das hat sich auf der neuen Platte „Im Nebel der Vergänglichkeit“ geändert, was man auch hören kann. Die neue Scheibe ist intensiver, aufregender und mitreißender als der Vorgänger „Vom Seelensterben“, darauf könnt ihr Gift nehmen. Das Maß an Kitsch hat sich auch minimiert und trotz der Kombination mit den recht poetischen Texten klingt nichts überladen.
Totengeflüster im Wunderland
Es erwartet den Hörer eine mystische, cineastische Stimmung im Stil vom Filmmusikkomponisten Danny Elfman, umrahmt von Blastbeats, einigen sakralen Orgelsounds und natürlich dem typischen Black Metal-Gesang. Die Videospiel-/ Filmmusik-artigen Zwischenspiele („Ein fernes Irrlicht“, „Fahle Mähre“, „Styx“, „In Nebeln Toter Träume“) machen die Musik für jedermann zugänglich, da eine gewisse Handlung vermittelt wird. Trotz all der Mystik klingen TOTENGEFLÜSTER noch sehr modern und nicht zu altbacken.
Man lernt dazu
Im Gegensatz zum Debüt haben sich die Baden-Württemberger diesmal etwas mehr Abwechslung im Gebiet Geschwindigkeit, Gesang und Instrumentalisierung erlaubt. Der Gesang wechselt von schrillen Schreien zu tief-gutturalem Gesang zu Geflüster und geraunten Phrasen, natürlich angepasst an die jeweilige Stimmung und Geschwindigkeit, die von Track zu Track variiert. Der Black Metal wurde durch die Pointierung der Gitarren in den Vordergrund gerückt, die Orchestersynthies wurden etwas zurückgeschraubt, geben aber noch immer den alten Charakter.
Neben horrorfilmartigen Zuständen („Von Purpurn Blühender Dämmerung“) und Kapiteln wie in Gollums Höhle („Totengeflüster“) findet man tatsächlich auch ein melancholisches, auf Englisch gesungenes Lied (teilweise auch auf Deutsch, was man aber nicht so genau sagen kann, weil der Text doch recht unverständlich ist).
Natürlich muss man auch ein wenig kritisieren
Hört man sich Musik intensiv an, wird man immer ein paar Mankos finden. Zum Beispiel klingt das Schlagzeug noch ein wenig platt und einige Übergänge wirken noch recht artifiziell heraufbeschworen, der Flügelsound scheint nicht ganz die eindrucksvolle Fülle einzunehmen und auch manchmal sind die Synthies verglichen zum Rest etwas zu laut – aber das ist Kritik auf mittlerweile sehr hohem Niveau.
Lasst euch nicht von den Bandbildern abschrecken – die Musik auf „Im Nebel der Vergänglichkeit“ ist bei Weitem nicht mehr so kitschig, wie sich die süddeutschen Metalheads beim Fotoshooting präsentieren. Man findet geile musikalische Arbeit mit allen Instrumenten – als Band ist das Ganze doch etwas einfacher, als ein alleiniges Soloprojekt.
Tracklist:
01 - Ein fernes Irrlicht
02 - Ein Spiegel der nur Lügen speit
03 - Fahle Mähre
04 - Verfall und Siechtum
05 - Von purpurn blühender Dämmerung
06 - Styx
07 - Totengeflüster
08 - Ich lebe!
09 - Des Mondes bleiche Kinder
10 - One with the Void
11 - Creatio Ex Nihilo
12 - In Nebeln toter Träume
TOTENGEFLÜSTER „Im Nebel der Vergänglichkeit“ – Recording Line-up:
Totleben (Kompositionen/Gitarre)
Narbengrund – Nihilis (Gesang)
Rorschach (Bass)
Frevelsaat (Gitarre)
Frostbitten (Schlagzeug)
TOTENGEFLÜSTER – Current Line-up:
Totleben (Kompositionen/Gitarre)
Narbengrund – Nihilis (Gesang)
Frostbitten (Schlagzeug)
Frevelsaat (Gitarre)
Teufeskald (Bass)