Wer bei „Falaise“ irgendwie an Frankreich und französisches Essen denkt, liegt gar nicht mal so daneben. Schließlich ist „Falaise“ nicht nur das französische Wort für „Klippe“, sondern auch eine beschauliche Provinzstadt in der Normandie, deren Burganlage auf Google Bilder doch so einige Reize offenbart. Ach so, und natürlich spielt auch eine italienische Post-Black-Metal-Formation aus Umbrien, welche auf ihrem zweiten Studioalbum "My Endless Immensity“ einen Song der französischen Black Metal Band AMESOUERS gecovert hat, unter diesem Namen. Zuviel Geographie auf einmal? Perfekt, dann können wir die Einleitung hinter uns lassen und endlich zum eigentlichen Thema übergehen. Der neuen Platte des Duos - "My Endless Immensity“.
Wie oben erwähnt, handelt es sich bei "My Endless Immensity“ um den Nachfolger des zwei Jahre zuvor erschienenen "As Time Goes By“, mit welchem FALAISE zum ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht haben. Musikalisch fest im Black Metal verankert, hat das Duo bereitwillig Feintuning betrieben und dem ohnehin schon vorhandenen Post-Black-Sound zu mehr Prominenz verholfen. In Zusammenhang mit den offensichtlichen Shoegaze-Elementen ergibt sich so eine Art von Musik, welche in ihrer Wirkung das hervorragend gelungene Artwork widerspiegelt. Immer wieder entgleitet einem beim Hören der eigene Geist, ebenso wie dem blauen Wesen auf dem Cover, welches sich langsam im Nichts auflöst.
Greifbare, fast depressive Wehmut
"My Endless Immensity“ lädt mit Stücken wie "Veil Of Stars“, "The Embrace Of Water“ oder auch "Pristine Universe“ zum Träumen geradezu ein und lässt den Hörer ohne sein Zutun in einen Zustand der Ruhe gleiten. Das klingt zuerst wie eine blumige Umschreibung für die wohl langweiligste Platte aller Zeiten, ist aber tatsächlich ernst gemeint. FALAISE schaffen es mit ihren verzerrten Gitarren und entfernten Schreien eine dunkel-melancholische, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll-beruhigende Reise zu kreieren, welche sich innerhalb der 53 Minuten nie gestreckt anfühlt. Und dabei reiht sich nicht nur eine monotone Black-Metal-Wand an die nächste. Vielmehr kreiert "My Endless Immensity“ seine tiefe, fast depressive Wehmut durch die immer wieder Akzente setzende Lead-Gitarre. Die Italiener zeigen ein gutes Gespür für die richtigen Momente und wissen gut zwischen instrumentalen Stücken und Liedern mit Gesang zu wechseln, welche allesamt zu überzeugen wissen. Dabei schrecken die Jungs glücklicherweise auch nie vor gänzlich akustischen oder leicht rockigen Passagen zurück, durch welche das Werk ein hohes Maß an Abwechslung erfährt.
Somit besticht FALAISEs "My Endless Immensity“ vor allem als Gesamtwerk, dessen einzelne Songs ineinander verschwimmen und welches insbesondere durch seine Kohärenz begeistert. Allerdings ist die Platte damit auch keine Scheibe für zwischendurch, sondern verlangt vom Hörer durchaus die Bereitschaft sich in einer stressfreien Stunde fallen zu lassen und in der Musik zu versinken. Dann aber entfaltet "My Endless Immensity“ seine volle Pracht und lässt einem erst mit dem zugegebenermaßen etwas aus der Reihe tanzenden Cover zu AMESOUERS "Les Ruches Malades“ aus dem Traum aufschrecken. Auf jeden Fall eine Empfehlung für jeden, der auch nur ansatzweise etwas mit wehmütigem Black Metal anfangen kann!
Tracklist
1) Nightgaze
2) The Embrace Of Water
3) You Towards Me
4) Crimson Clouds
5) Dreariness
6) The Abyss
7) Sweltering City
8) Pristine Universe
9) A Veil Of Stars
10) Les Ruches Malades (Amesoeurs Cover)