Schon das Teaservideo zum Debütalbum "Lamentation Of The Chaos Omega“ schaffte es, einen guten ersten Eindruck vom symphonisch angehauchten Schwarzmetall des österreichischen Duos zu vermitteln. Ein Eindruck, der auf die volle Distanz noch einmal erheblich an Tiefe gewinnen sollte. Bevor wir uns aber dem obligatorischen Fachgesimpel widmen, sei noch kurz auf das schicke Bandlogo verwiesen, welches mit einer erstaunlich guten Lesbarkeit punkten kann. Diese ist ja bekanntlich etwas außer Mode geraten, sodass THE NEGATIVE BIAS eine lobende Ausnahme darstellen. Und Tentakel gehen sowieso immer!
Temporeiche Varianz
Aber auch musikalisch hat die Band einige Argumente für sich vorzubringen. Die Österreicher haben es mit ihrem Debüt tatsächlich geschafft, ein fast perfektes Black-Metal-Album zu kreieren, welches sich besonders durch seine – im Black Metal leider viel zu selten gezeigte – Innovationsfreude deutlich hervortut. Nichts da mit monotonen, achtminütigen Riffwiederholungen, THE NEGATIVE BIAS verschreiben sich auf ihrem Debüt der Varianz und sorgen im Laufe ihrer Songs immer wieder für kleine, aber feine Überraschungsmomente. Geniale Riffs wechseln sich ab mit für Black-Metal-Verhältnisse schnell ins Ohr gehenden Melodien, während gregorianische Chöre immer wieder für eine Extraportion Epik sorgen.
Dabei pfeift das Duo glücklicherweise auf die gängige "Nur-mies-produzierter-Black-Metal-ist-wahrer-Underground“-Konvention und hat der Platte einen klaren und vollen Sound spendiert, der das Treiben voll zu Geltung kommen lässt. Wie die Konkurrenz spielen THE NEGATIVE BIAS dabei mit dem typischen Kontrast aus schnellen und ruhigen Passagen. Doch auch hier kann sich das Duo deutlich vom Durchschnitt absetzen, wenn auch so mancher Übergang noch etwas ruckartig wirkt. Nicht nur spielen die Herren fast durchgängig mit einer enorm hohen BPM-Schlagzahl, nein, mit "Tormented By Endless Delusions“ hat sich sogar ein fetter Live-Banger auf die Platte geschlichen, den man in dieser Form nicht unbedingt erwartet hätte. Die kurze Spielzeit von vier Minuten steht der Truppe aber ebenfalls gut zu Gesicht!
Das Spiel mit den Kontrasten
Lobenswert ist auch, dass sich die Band mit "Cryptic Echoes From Beyond Dimensions“ auch einmal traut, im Dienste des Albums den Metalsound völlig fallen zu lassen. Der mit deutschen Gedichten versehene Track schafft mit seinen atmosphärischen und vor allem ruhigen Klängen den Ruhepool, den "Lamentation Of The Chaos Omega“ braucht, um die Brillianz der harten Töne erst so richtig zu Geltung kommen zu lassen.
THE NEGATIVE BIAS beweisen mit ihrem Debütwerk, dass eine Band auch ohne Welpenschutz in der Lage sein kann, Referenzwerke zu produzieren. ATMF hat es einmal mehr geschafft, einen vielversprechenden Newcomer an Land zu ziehen, welcher sich zukünftig sicher mit den ganz Großen des Genres messen dürfte. Vorausgesetzt das Duo schafft es, sein bisher hohes Niveau zu halten und sich den eigenen, musikalischen Entdeckerdrang zu bewahren. Somit bekommt das Album von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für jeden Metalfan, auch wenn sich der im Werbewisch angepriesene "Drang zur Zerstörung" bei mir noch nicht ganz einstellen will. Na ja, meine Umgebung wird es mir danken.
Tracklist
1. The Golden Key To A Pandemonium Kingdom
2. Journey Into The Defleshed Paradise
3. Tormented By Endless Delusions
4. The Undisclosed Universe Of Atrocities
5. Cryptic Echoes From Beyond Dimensions
6. And Darkness Should Be The End Of Cosmic Faith
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