Das erste Mal, dass ich auf die finnische Underground Black Metal Band KALMANKANTAJA aufmerksam geworden bin, war im Winter letzten Jahres. Das Projekt, bestehend aus genau zwei Mitgliedern, hatte zu dem Zeitpunkt gerade seine neue Scheibe „Tyhjyys“ veröffentlicht. Aus Zufall gelangte ich auf KALMANKANTAJAs Spotify-Seite und ich war sofort verliebt in die düstere Melancholie, die das Duo auf die Beine stellte.
Allgemein zählen KALMANKANTAJA zu den wohl aktivsten Projekten, die ich kenne, denn bereits in diesem Jahr erschienen fünf LPs und EPs. Bald steht schon eine neue Veröffentlichung an, daher jetzt einmal in „Routamaa“ reingehört:
Ein Traum in Moll
In erster Linie ist „Routamaa“ sehr melodiös - aber nicht ganz so melodiös wie „Tyhjyys“ - und überrascht mit seiner atmosphärischen Sanftheit, deren rauschende, symphonische Untermalungen im Kontrast zu den teils aggressiven, teils leidenden Black Metal-Screams von Niko Lindell stehen. Alle Lieder sind eher im mittleren Tempo, wie es für KALMANKANTAJA typisch ist, gehalten und injizieren den schwarzseherischen Groove, welcher eine Trance heraufbeschwört, der man sich erst nach dem Album wieder entreißen kann.
Durch das ewige Eis
„Ikijää“ überzeugt mit der dämonischen Zweistimmigkeit im Gesang, während bei den Riffs von „Kylmä Ikuinen“ bewiesen wird, welches Allround-Talent Aki Klemm (alle Instrumente bei KALMANKANTAJA) besitzt. Die Melodien, die er aus dem Ärmel zaubert, liegen schwer in den Ohren und lösen sich danach wie Nebel auf in eine hoffnungsvolle Unendlichkeit.
Als KALMANKANTAJA-Fan ist es mir natürlich nicht entgangen, dass in „Veren Vanki“ alte Themen von „Mustat Vedet“ aufgegriffen wurden. Ob dies beabsichtigt war oder nicht – man sieht, dass diese kleine Band einen enormen Wiedererkennungswert mit eigenem Stil hat, was man vielleicht zunächst nicht glauben mag, doch beim dritten Hören bemerken wird. Da Aki Skandinavier ist, erstaunt es auch nicht, dass nordische Wikinger-Energien ihren Weg auf die Platte gefunden haben („Varjon Ja Tulen Jumala“), mit einer entschlossenen Melancholie, die das ewige Eis brechen wird.
Fazit: „Routamaa“ ist eine wundervolle Platte – ein Hoffnungsschimmer am schwarzen Horizont, doch meinen Favoriten „Tyhjyys“ kann sie nicht toppen. Auf „Tyhjyys“ findet man das Höchste an Emotionen, das die Jungs in ihrer Diskografie zu bieten haben. „Routamaa“ ist dennoch nicht weit davon entfernt. Ich freue mich auf ein weiteres aktives Jahr mit KALMANKANTAJA!
Tracklist:
Pimeyteen 06:46
Ikijää 04:35
Kylmä Ikuinen 06:28
Veren Vanki 06:54
Varjon Ja Tulen Jumala 07:47
Sokean Polku 07:31
Die Band:
Grim666 (Aki Klemm) - strings
Tyrant (Niko Lindell) - vox
S. Köykkä - skins