Iku Turso - The Great Tower

Iku Turso - The Great Tower
    Black Metal

    Label: Wolfspell Records
    VÖ: 22.09.2017
    Bewertung:6/10

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Iku Turso hat es zu spätem Ruhm gebracht. Nein, hier ist nicht die Rede von der Band, sondern von einem Seemonster der finnischen Mythologie. Lange Zeit vergessen, hat das Ungetüm in den letzten Jahren den Sprung in die Populärkultur geschafft, prangt auf Bieretiketten und wuselt durch Videospiele. Mit TURISAS und IKU TURSO haben sich sogar zwei Bands nach dem mythologischen Wesen benannt. Während Erstere seit jeher an mir vorbei gegangen sind, haben Letztere 2017 ein durchaus interessantes Debüt veröffentlicht.

Rau und urtümlich wie die 90er

Denn das international besetzte Quartett klingt so rau, kalt und urtümlich wie die Iku Turso beheimatende See selbst. Dabei orientieren sich die Black Metaller stark an ihren Vorbildern aus den 90ern, sodass das auf dem Booklet zu findende Zitat „(the) Smell of Black Metal 90-95“ keineswegs nur Schmuck, sondern als Inhaltsbeschreibung völlig ausreichend ist. Ihr wollt guten, alten Black Metal mit rauer Produktion, krächzenden Schreien und einprägsamen Riffs? Ihr wollt IKU TURSO!

Doch die reaktionäre Ausrichtung will der Truppe nicht immer zum Vorteil gereichen. Was sich heute zuerst nach frischem Wind im immer atmosphärischer werdenden Black-Metal-Genre anfühlt, vermag im Vergleich mit den großen Vorbildern a la EMPEROR nicht wirklich hervorzustechen. Dafür zeigen sich IKU TURSO auf Dauer zu unkreativ, was sich vor allem darin niederschlägt, dass "The Great Tower“ nicht zwingend mit Detailreichtum glänzt. Schon nach wenigen Umläufen hat der Hörer alles gesehen, was die Platte hergibt. Diese Abnutzungserscheinungen lassen die kurz verspürte Aufregung zu Beginn schnell in neutraler Gleichgültigkeit erstarren.

Sind das Robben?

Dieser Satz nimmt somit auch schon das Fazit selbst vorweg: IKU TURSO sind gut in dem, was sie machen, werden allerdings auch niemanden mit ihrer Kunst großartig in Staunen versetzen. Hierfür fehlt es einfach am nötigen Quäntchen guter Ideen. Und "An Adversary‘s Funeral“ stellenweise wie eine Babyrobben-Schlachtung klingen zu lassen, gehört auf jeden Fall nicht dazu. Interessante Idee, ist beim ersten Mal auch ganz lustig, nervt irgendwann allerdings gewaltig.

Wer jedoch unbedingt wieder Old-School-Black hören möchte, ohne zu den schon zigmal gehörten Klassikern greifen zu müssen, sollte IKU TURSO auf jeden Fall einmal sein Ohr leihen. Für ein paar Umdrehungen unterhält das Debütwerk tatsächlich sehr vernünftig. Wenn die Band ihrem Sound in Zukunft noch mehr Individualität verpasst, könnten IKU TURSO irgendwann einmal auch ein deutlich größeres Publikum ansprechen.

Tracklist

1. Into The Great Tower
2. An Adversary's Funeral
3. Chastise Thyself
4. Tenebrous Sepulchers
5. The Wind Is Singing My Name
6. Bleached Bones In Utter Darkness
7. Seething Sultrines
8. Everlasting Nightsky
9. The Capriciousness Of The Galaxy

Theo

Stile: Heavy-, Power-, Folk-, Pagan-, Symphonic-, Death-, Black Metal, Rock

Bands: Nightwish, Arch Enemy, Amorphis, Children Of Bodom, Audn, The GazettE, Evergrey, Winterstorm, Black Star Riders ...