Philosophische Texte, handgemachte Musik
Dabei ist den Texten ihr hintergründiger Tiefgang stets anzumerken, auch wenn es dem Quartett nicht immer gelingt, das lyrische Konzept konsequent nach außen zu tragen. Trotzdem schaffen es die Lyrics beim wissenden Hörer immer wieder, für ein Schmunzeln zu sorgen, gerade das als Live-Kracher prädestinierte "Sokrates Must Die“ weiß auf sämtlichen Ebenen zu begeistern. Insgesamt sind die Stärken des Achtwerks jedoch klar in der musikalischen Umsetzung zu finden.
Schon "One Hundred Years“ – der erste Song nach dem instrumentalen Intro "Flowers & Blood“ – vereint alle Eigenheiten des VREID'schen Black 'n Rolls in sich, punktet mit viel Groove und fast folkigen Akustik-Zwischenspielen. Der hymnische Titeltrack reißt den Hörer dank seiner Heavy-Rock-Anleihen unweigerlich mit, während die Norweger in "Black Rites In The Black Nights“ die Atmosphärenkeule schwingen. Ein besonderes Highlight stellt die düstere Black-Ballade "Hello Darkness“ dar, welche dank SOLSTAFIR-Sänger Aðalbjörn 'Addi' Tryggvason für schaurig-schöne Gänsehaut zu sorgen vermag.
Vielseitig und kurzweilig
"Lifehunger“ ist mit seinen sechs vollwertigen Songs zwar ungemein kurz geraten, profitiert von dieser Kurzweil allerdings gewaltig. VREID konzentrieren sich auf ihre Kerntugenden, ohne in ihrer konstanten Entwicklung den nächsten Schritt zu verpassen. Am Ende steht ein Album, welches es schafft, seine eigene Mischung aus Black Metal, Rock und Punk zu perfektionieren und mit jedem Song eine andere Facette des Bandsounds zu beleuchten.
"Lifehunger“ ist ein schwarzmetallisches Lehrbuch der Vielfalt und erkundet pausenlos neue Pfade und Wege, während alte Gewohnheiten neu interpretiert werden. Die Norweger legen mit ihrem achten Album die Innovationsarmut eines ganzen Genres schonungslos offen und beweisen, dass Black Metal auch hochwertig produziert noch so richtig knallen kann. "Lifehunger“ verändert nicht die Welt und ist auch kein Meisterwerk der Musikgeschichte, aber definitiv ein verdammt frischer Wind.
Tracklist
1. Flowers & Blood (1:50)
2. One Hundred Years (5:39)
3. Lifehunger (5:36)
4. The Dead White (4:59)
5. Hello Darkness (4:39)
6. Black Rites in the Black Nights (6:26)
7. Sokrates Must Die (3:29)
8. Heimatt (6:01)
Total playing time: 38:39