ULTHA beginnen das Nachfolgewerk von "Pain Cleanses Every Doubt" (2015) und "Converging Sins" (2016) mit einem wuchtigen, knapp viertelstündigen Monstrum: „The Avarist (Eyes Of A Tragedy)“ entwickelt sich stampfend und schleppend, Ralph Schmidts bewährte Growls eröffnen den Einblick ins geplagte Seelenleben und die Band kreiert in der Folge einmal mehr ihre beeindruckende Soundwand aus Doublebass und flirrenden Riff-Salven.
Spätestens mit den markerschütternden, verzweifelten Screams von Bassist Chris Noir stellt sich endgültig das mittlerweile vertraute ULTHA-Feeling ein. Für die restliche Spielzeit prasselt der Opener als infernalisches Unwetter auf den Hörer ein. Kaum verwunderlich, dass die Gruppe spätestens seit dem Release des zweiten Albums Extrem-Metal-Fans auf der ganzen Welt in ihren Bann zieht.
Black Metal als Ventil für persönliche Ängste und Dämonen
Brachial-plättende Klanggewitter, die urplötzlich in melancholisch-mystische Melodien abschweifen, entfachen ein rauschendes Lauscherlebnis, das die Faszination ULTHA ausmacht. Die Band ist am ehesten dem Black-Metal-Genre zuzuordnen, verzichtet aber auf okkulte Themenfelder und satanischen Hokuspokus.
Angesichts dieser Tatsache mögen schwarzmetallische Traditionalisten erzürnt ihre Opferdolche zücken, doch um Genre-Konventionen sowie religiöse und mythologische Motive scheren ULTHA sich nicht. Das Quartett richtet den Fokus eben nicht auf tumbe Teufelsanbetung, sondern nutzt die Kunstform Musik als Möglichkeit, sich mit individuellem Scheitern, Angst und Frustration auseinanderzusetzen.
Es ist kein Geheiminis, dass ULTHA durch ihre Kompositionen persönliche (negative) Erfahrungen und depressive Stimmungen verarbeiten. Diese innere Düsternis spiegelt sich nicht nur in Sound und Songwriting, sondern auch den Texten und Liedtiteln des Albums wider: „With Knives To The Throat And Hell in Your Heart”, „There Is No Love, High Up In The Gallows“, „Cyanide Lips“ – leichte Kost ist das nicht. Dabei wirkt dieses Black-Metal-Projekt gerade wegen der inhaltlichen und emotionalen Tiefe so authentisch und packend – Verbindungen zur Atmospheric-Black-Metal-Bewegung in den USA sind unverkennbar.
ULTHA liefern anspruchsvolle metallische Melancholie
„The Inextricable Wandering“ ist noch eine Spur düsterer und verzweifelter, gleichzeitig aber auch experimenteller, als „Converging Sins“. Als Paradebeispiel dafür dient das getragene „We Only Speak In Darkness“: Bei arg gedrosseltem Tempo überbringt Schmidt seine Botschaften in klarem, beschwörenden Sprechgesang. Unüberhörbar ist bei vielen Songs der Platte auch das Stilmittel der Wiederholung. So manchem mag das zu monoton erscheinen, allerdings verleiht diese Herangehensweise der Musik an vielen Stellen eine fesselnde, hypnotische Note.
Die neuen Songs kombinieren schnelle, aggressive Parts mit ausufernden und melodischen Klang-Collagen – nicht immer innovativ, aber wirkungsvoll. Das von Tempo- und Stilwechseln charakterisierte Zusammenspiel, das beim fast 20-minütigen Schlusssong „I’m Afraid To Follow You There“ noch einmal exzessiv praktiziert wird, vermittelt Furcht und psychische Zerrissenheit, die Leitmotive von „The Inextricable Wandering“. Ein Album, das diejenigen, die sich die Zeit dafür nehmen, mit einer musikalischen Entdeckungsreise bei wolkenverhangenem Herbsthimmel belohnt.
“The Inextricable Wandering” Trackliste
1. The Avarist (Eyes Of A Tragedy) (14:37)
2. With Knives To The Throat And Hell In Your Heart (10:26)
3. There Is No Love, High Up In The Gallows (6:30)
4. Cyanide Lips (9:08)
5. We Only Speak In Darkness (6:55)
6. I’m Afraid To Follow You There (18:40)
ULTHA sind
Ralph Schmidt – Guitars/Vocals
Andy Rosczyk – Electronics
Manuel Schaub – Drums
Chris Noir – Bass/Vocals