Wyrd - Kalivägi Tipp



Stil (Spielzeit): Pagan Metal / Folk Black Metal (1:04:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Naga Prod. / Code 7 / Plastic Head (06.04.09)
Bewertung: 9,5 / 10

Home / Myspace
Immer schön, wenn jemand kontinuierlich Platten veröffentlicht, die nicht nur allesamt auf extrem hohen Level angesetzt sind, sondern die dabei auch noch den Spagat schaffen, weder sich bloß selbst zu kopieren, noch den Hörer durch ständiges Genrehopping zu verwirren.
So bei WYRD, dem pagan ausgerichteten Folk Black Metal Projekt von Tomi Kalliola, der sich hier Narqath nennt und ansonsten (neben vielen anderen Sachen) auch als Godslayer Vassago bei SVARTKRAFT aktiv ist oder mit Wind / Wircki (Mikko Virkki) 2/3 von SVARTALFHEIM stellt. --- Eben selbiger unterstützt Narqath auch diesmal an den Tasten und übernimmt eine zusätzliche Gitarre. An den Stöcken vermutlich wieder Jani Loikas (JL Nokturnal), der neben tausend anderen Projekten seinerseits auch bei SVARTKRAFT ist. Blahsülzfrön.

Mal zur Mucke: Den paar Leuten, die WYRD gleichfalls schon eine Weile verfolgen, sei gesagt, dass der leicht death-doomige / black'n'rollige Weg, den WYRD auf „The Ghost Album" eingeschlagen und auf „Kammen" fortgesetzt hatten, inzwischen abgebrochen wurde. Man kehrt ein Stück weit an die folkig-schwarzen Wurzeln zurück; das Promo-Sheet verkündet eine gar vollständige Umkehr hin zu „Heathen" und „Huldrafolk". Das sehe ich aber etwas anders. Mir scheinen WYRD hier den bislang fehlenden, logischen Zwischenschritt von den „Vargtimmmen"-Scheiben hin zu „The Ghost Album" nachzuschieben.

Der Mehrheit sei gesagt, dass WYRD grundsätzlich eine sehr raue und zugleich extrem schöne Variante des Folk Black Metal feilbietet, die vor allem durch die Catchiness der Melodien und leicht-hypnotische, dunkle Atmosphären glänzt. Natürlich verbieten sich Vergleiche zu BURZUM. Aber ich vergleich das mal. Und WYRD gehören zu den ganz, ganz wenigen Bands / Projekten, die qualitativ dabei nicht völlig auf verlorenem Posten stehen.
WYRD sind handfester Metal, der, obwohl sehr rhythmusorientiert und rau, keine Berührungsängste mit Melodien hat, die nicht aufgeschraubt und bloß nett vor sich hinflöten, sondern wirklich gefangen nehmen. Dabei wird die abgrundtiefe Melancholie von z.B. „Filosofem" zwar eher nicht erreicht, dafür ist das Ganze etwas kraftvoller. So sind Tracks wie das famos hymnische „Verisuma" nur halb oder der leicht black'n'rollige Titeltrack nicht im Entferntesten so pathetisch wie „Burzum" oder „Jesu Død", unterm Strich aber nur wenig weniger majästetisch. Mit Blick aufs Genre: von fast schon erschreckend lebensbejahender Energie.

Einfach entzückend die Dramatik von „Loitsulaulu"; und sollten die Gebrüder Kaurismäki mal einen Film über die Schwarze Galle finnischer Metaller drehen wollen, sollten sie vielleicht das semi-akustische „Hämärän Sautajat" zum Thema des Soundtracks machen. Höhepunkt aber vielleicht das 10minütige „Talviyö", das schon deshalb als Höhepunkt taugt, weil es sich alle Zeit nimmt, sich zu entfalten. Und das in aller Seelenruhe alle folkmetallischen Stärken WYRDs ausspielt. Kraftvoll, erhaben und unglaublich souverän. Der sechste und letzte Track „Kaikki Metsän Kaiut" ist pagane Lebensfreude pur: schnell, schwarz, schrill. Gönnt sich aber auch ein paar hymnische Atemzüge. --- Was mir an WYRD u.a. so gut gefällt, ich wiederhol mich da (gern): es gibt eine identifizierbare Handschrift und doch ist jedes Album, jedes Stück eigenständig und von eigenem Wiedererkennungswert.

Fazit: Kaufpflicht für Heiden. Oder wie der alte Angelsachse so sagt: „Wyrd bið ful aræd": das Schicksal ist unaufhaltsam!