Vor dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte wirkt „Traktat“ wie ein Hilferuf, ein letzter Hoffnungsschimmer oder das nötige Ventil. HARAKIRI FOR THE SKY-Frontmann J.J. schrieb das neue KARG Album, als er „kurz vorm Explodieren“ war – besser lässt es sich auch kaum beschreiben. Eine solch‘ intensive Scheibe voll von Dystopie, Verzweiflung, Schmerz und Depression kann nur entstehen, wenn sich jemand explizit und unnachgiebig mit den Thematiken der verlorenen Liebe, des Suizids und des Drogenmissbrauchs beschäftigt hat.
Erheiternd ist KARG defintiv nicht und war es auch nie, doch emotional hat „Traktat“ damit den absoluten Tiefpunkt erreicht. Mit dem von HARAKIRI FOR THE SKY bekannten Mix aus Atmospheric Black Metal und Post Rock wurde ein nicht nur wunderschöner Longplayer gezaubert, sondern ein auch poetisch hochwertiges Meisterwerk, das es trotz gnadenlos langer Songs schafft, die Spannung aufrecht zu erhalten und aus dem Zuhören ein schmerzhaft intimes Erlebnis macht.
„Traktat“ ist ein sehr bildhaftes Album, das an langen Instrumentalparts nicht spart, Ambient Sounds einbaut und auch ganze Dialoge integriert. Es ist wirklich selten, dass sich einem bei Schreien im Metal Tränen in den Augen sammeln, doch diese Verzweiflungsschreie gehen einem verdammt nah ans Herz.
J.J. hat eines der emotionalsten Alben geschaffen, das ich je gehört habe. Musik kann heilen und ich hoffe, dass „Traktat“ ein Ventil sein konnte, denn es schmerzt zu wissen, dass so ein Album überhaupt Grund haben musste, zu entstehen.
Tracklist
- Irgendjemand wartet immer
- Jahr ohne Sommer
- Stolperkenotaphe
- Alaska
- Abgrunddialektik
- Alles was wir geben mussten
- Grabcholerik
- Tod, wo bleibt dein Frieden?