Dass der Rückgriff auf die eigene Muttersprache im Black Metal durchaus stimmungsvoll sein kann, wurde schon zuhauf bewiesen und auch für die Hamburger geht die Rechnung zumindest teilweise auf. Zwar leistet sich das Quartett den ein oder anderen lyrischen Aussetzer – siehe das rhetorisch ungelenke "Sonnenuntergang“ –, insgesamt lässt sich der Nachfolger des 2013er Outputs "Liv og død“ jedoch grundsätzlich ohne Fremdschämen genießen.
Viel Inhalt, wenige Highlights
Und das ist wichtig, schließlich rücken HERBSTSCHATTEN den Gesang auf ihrem zweiten Studioalbum in den Vordergrund. So punktet "Abschaum“ nicht zuletzt durch seine stimmungsvoll erzählten Geschichten, in denen die musikalische Komponente häufig nur der Untermalung dient. Dadurch fehlen dem Werk letztlich aber auch die wirklich erinnerungswürdigen Passagen. Dass die Hamburger dem eigenen Sound neue Facetten hinzufügen, verkommt vor lauter Textfülle zu Hintergrundrauschen.
Entsprechend schwer fällt es, "Abschaum“ eine echte Empfehlung auszusprechen. Das zweite Studioalbum von HERBSTSCHATTEN ist ein gut hörbares, abwechslungsreich gestaltetes und sozialkritisches Werk geworden, dem aber stets das letzte Fünkchen Originalität fehlt. Nichtsdestotrotz lässt "Abschaum“ immer wieder Potenzial aufblitzen, sodass Fans der heimischen Black-Metal-Szene gerne einmal ein Ohr riskieren dürfen.
Tracklist
1. Endzeit
2. Seelenschrei
3. Der Kutscher
4. Sonnenuntergang
5. Flammen der Schuld
6. Gletscherbestie
7. Thron des Zorns
8. Gabe
9. Hingabe