„Ægo Tempolo“ ist die zweite LP des französischen Sextetts und stellt die Melancholie des Post-Hardcores der Naturverbundenheit und dem Wahn des Black Metals gegenüber. So stellt die vorherrschende Inspirationsquelle das Element Wasser dar, wie auch die Songtitel „Baïne“ und „Digue“ preisgeben. Häufig eingespieltes Wasserrauschen, aus dem die Riffs geboren werden, entwickelt sich zu einem Sturm aus Hardcore-Screams, Schlagzeug-Gewitter und atmosphärischen Riffs.
Als interessantes Feature wurde in „Opprobre“ der schaurige Sound eines Saxophons eingespielt, der wirklich ausgezeichnet in die Ästhetik des Settings passt. DÉLUGE spielen mit der Schmutzigkeit des Black Metals (insbesondere was die Aufnahmequalität angeht) und der im Gegenzug fast peniblen Qualität des Hardcores und kreieren durch diese organisch entstandenen Klangfarben ein intensives Hörerlebnis.
Das Highlight auf „Ægo Tempolo“ stellt für mich der Song „Gloire Au Silence“ dar, der nicht nur den Weltschmerz verkörpert, sondern auch eine ganz besondere Dynamik in sich trägt, die das Gefühl der Zerrissenheit durch ruhigere Abklingphasen auf die Spitze treibt. Überraschenderweise wird hier auch in einwandfreiem Japanisch ein Gedicht vorgetragen, das schließlich in einem Getose von Geschrei und Riffs untergeht.
Fazit
DÉLUGE schaffen den Spagat zwischen ihrer Treue zum Post-Hardcore und ihrer Faszination zur Essenz des Black Metals und vereinen ihn in einem atmosphärischen Ensemble, ohne sich von Grenzen abschrecken zu lassen. „Ægo Tempolo“ beweist, wie ausdrucksstark die französische Sprache im Kontext mit episch-düsterer Musik klingen kann. Doch fehlt noch innerhalb des Albums mehr Abwechslung und das gewisse Etwas, um nicht nur einen Teil von mir, sondern mein Ganzes mitreißen zu können.
Tracklist
1.Soufre
2.Opprobre
3.Abysses
4.Fratres
5.Gloire Au Silence
6.Ægo Templo
7.Baïne
8.Digue
9.Béryl
10.Vers