Rotting Christ - ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟU (Pro Xristou) Tipp

Rotting Christ - ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟU (Pro Xristou)
    Melodic Black Metal/Gothic Metal

    Label: Season of Mist
    VÖ: 24.05.2024
    Bewertung:10/10

    Rotting Christ im Web


Seit „The Heretics“ sind fünf Jahre vergangen. Nun sind ROTTING CHRIST mit ihrem neusten Streich „Pro Xristou“ (übersetzt: vor Christus) zurück und bringen neben einer gehörigen Portion düsterer Atmosphäre die Geschichten der letzten Pagan-Könige mit. So nehmen die vier Griechen ihre Hörer:innen thematisch mit auf eine epische Reise nordwärts ins alte Rom, Irland und Skandinavien.

Wer oder was war vor Christus?

Diese Frage beantworten ROTTING CHRIST gleich im einleitenden Titeltrack des Albums, in dem sie zunächst erst einmal klarstellen, um welche Götter es auf „Pro Xristou“ genau gehen soll.  Es werden die Namen derer Götter und Göttinnen aufgezählt, die in aller Welt verehrt wurden (Zeus, Shiva, Tyr, Ra, Xibalba usw.), bevor die drei abrahamitischen Religionen ihren Siegeszug antraten. Musikalisch begleitet wird dieses kurze Intro von hämmernden Drums, einem tiefen Chor und atmosphärischen Gitarren. Das hier eingeführte Riff wird sich als musikalisches Motiv in nahezu allen der neun verbleibenden Songs wiederfinden.

Gleich weiter geht es mit „The Apostate“, einem düster-bombastischen Werk über Flavius Claudius Julianus, den letzten römischen Kaiser, der den christlichen Glauben ablehnte und als „Der Abtrünnige“ in die Geschichte einging. Der Song mit Gänsehautgarantie ist nicht nur an düsterer Atmosphäre kaum zu überbieten, sondern kombiniert Black-Metal mit Gothic-Metal auf eine Art und Weise, wie es nur ROTTING CHRIST können. Der folgende Song „Like Father, like Son“ führt musikalisch den vorangegangenen weiter, verzichtet allerdings auf epische Chöre und drückt damit die Stimmung weiter ins Dunkle und Schwere.

„And on the sixth day I created, man“

Mit diesem biblischen Zitat leiten ROTTING CHRIST „The Sixth Day“ ein. Die Stimmung bleibt zunächst dunkel und gedrückt, aber Sänger Sakis Tolis, der in den vorangegangenen Songs eher Sprechrollen übernommen hat, setzt hier auf seine tiefen, markanten Growls. Diese katapultieren den Song in eine zunehmend bedrohliche und aggressive Schiene, die im Folgenden „La Letra Del Diavolo“ (übersetzt: Der Brief des Teufels) ihren Höhepunkt erreicht. Unterstützt werden ROTTING CHRIST hier von Mezzosopranistin Amdroniki Skoula (CHAOSTAR). Nicht nur die ganze angestaute Aggression entlädt sich in diesem Song, auch das Tempo wird angezogen und Drummer Themis Tolis feuert Blastbeats heraus ohne Rücksicht auf Verluste.

Zur Mitte des Albums hin lassen ROTTING CHRIST ihre Hörer:innen mal kurz durchatmen und präsentieren mit „The Farewell“ einen etwas gesetzten Song. Auch wenn der Track am Anfang noch Anlaufschwierigkeiten hat, entfaltet er sich innerhalb seines Verlaufs regelrecht zu einem musikalischen Juwel. Das folgende „Pix Lax Dax“ bleibt zunächst ruhig und melodiös, hypnotisiert aber in seinem Verlauf mit mystischen Chören und einer einprägsamen Melodie. Trotz des auf Griechisch gesungenen Refrains bleibt er im Kopf hängen und taucht zumindest bei der Redakteurin immer mal wieder als Ohrwurm wie aus dem Nichts auf.

Mit „Pretty World, Pretty Dies“ geht es so langsam auf die Zielgerade des Albums. Während bei den anderen Songs der Kontext des Albums eine nicht insignifikante Rolle spielt, kann dieser Titel am ehesten alleine stehen. Dabei zeichnet er sich durch solides Songwriting aus, verfügt aber im Gegensatz zum Rest des Albums über wenige einprägsame Momente. „Yggdrasil“ entführt nun endlich komplett in den hohen Norden und bringt neben einer gehörigen Portion Härte auch ein wenig vom nordischen atmosphärischen Black-Metal-Feeling à la DIMMU BORGIR oder BORKNAGAR mit.

Zum Abschluss geht die Reise noch einmal nach Irland. „Saoirse“ (übersetzt: Freiheit) erzählt musikalisch und textlich die Geschichte des letzten Pagan König Irlands, Diarmait mac Cerbaill. Beginnend mit den Geräuschen der Schlacht, entwickelt sich der Song in Härte und Epik zu einem Monument des Albums. Fehl am Platz wirkt jedoch der Schluss, wenn in den letzten Sekunden von „Saoirse“ zusätzlich zu den wiederkehrenden Schlachtgeräuschen auf einmal im Hintergrund Dudelsäcke das berühmte schottische Lied „Aud Lang Syne“ anstimmen.

Fazit

„Pro Xristou“ ist ein Gesamtkunstwerk, das am besten funktioniert, wenn es von vorne bis hinten in einem Rutsch gehört wird. Einzelne Songs wirken beim einzelnen Hören etwas fehl am Platz und unvollständig, stechen aber im Kontext des Albums umso mehr heraus. Für alle Fans von düsterer Atmosphäre, Black- und Gothic Metal ist das Album eine absolute Hörempfehlung.

Songempfehlungen

  • The Apostate
  • Yggdrasil
  • The Sixth Day

Trackliste:

1. Pro Xristou (Προ Χριστού)
2. The Apostate
3. Like Father, Like Son
4. The Sixth Day
5. La Lettera Del Diavolo
6. The Farewell
7. Pix Lax Dax
8. Pretty World, Pretty Dies
9. Yggdrasil
10. Saoirse
11. Primal Resurrection (Bonus Track)
12. All For One (Bonus Track)

ROTTING CHRIST sind:

Sakis Tolis - Guitars, Vocals
Kostas Foukarakis - Guitars
Kostas Cheliotis - Bass
Themis Tolis – Drums

Gastmusiker:innen:

Amdroniki Skoula - Vocals (on 'La Letra Del Diavolo')
Nikos Kerkiras - Keyboard
Christina Alexiou - Choir
Maria Tsironi - Choir
Alexandros Loyziotis - Choir
Vasilis Karatzas - Choir
Andrew Liles - Narration (on 'The Apostate', 'Pretty World, Pretty Dies')
Kim Diaz Holm - Narration (on 'Ygdrassil')

Luise

Stile: Melodic-Death-, Prog-, Folk-, Pagan Metal, Folk-, Alternative Rock

Bands: Coppelius, Avatar, Orphaned Land, Opeth, Carach Angren, Dimmu Borgir, Rotting Christ, Dark Tranquillity, Amorphis, Soilwork, Heilung