Harakiri For The Sky - Scorched Earth Tipp

Harakiri For The Sky - Scorched Earth
    Post Black Metal

    Label: AOP Records/Edel
    VÖ: 24.01.2025
    Bewertung:9/10

    Bandcamp


Es ist kalt, es ist grau und damit die perfekte Jahreszeit für ein neues HARAKIRI FOR THE SKY (HFTS) Album. „Scorched Earth“ schimpft sich die neue Platte, die nun mittlerweile vier Jahre auf sich hat warten lassen. In dieser Zeit scheint einiges passiert zu sein, denn „Scorched Earth“ hält die eine oder andere Überraschung bereit.

Als ich damals vor neun Jahren das erste Mal einen Track von HFTS hörte, schockverliebte ich mich in die herzzerreißende Mischung aus Melancholie, Sehnsucht und Verzweiflung. Dieser einzigartige Sound ist das Markenzeichen des österreichischen Duos, doch musste ich auf der letzten Scheibe „Maere“ feststellen: Irgendwie geht ihnen die Luft aus. Die Musik schien repetitiv, uninnovativ und im Grunde war alles nur noch eine Kopie einer alten Idee, die zwar effektiv aber dann doch nach dem fünften Album langweilig wurde. Entsprechend gespannt und erwartungsvoll begegnete ich nun „Scorched Earth“ – und sollte nicht enttäuscht werden.

„Scorched Earth“ besteht aus neun Tracks, gewohnt im Durchschnitt 8 bis 10 Minuten lang, was vielleicht erst abschreckend wirken mag, doch lebt HFTSs Musik von dem stetigen, langsamen Aufbau und den kleinen aber auch großen Entwicklungen. Selbstverständlich bleibt das Duo auch auf dem Neuling seinem melancholischen, hoffnungsvollen Sound treu, dessen Nuance ich bislang noch bei keiner anderen Band entdecken konnte.
Wer aber denkt, dass hier wieder nur ein neuer Abklatsch alter Alben geliefert wird, liegt weit daneben. „Scorched Earth“ lebt von seinem melodischen und kraftvollen Charakter, der eine enorme emotionale Intensität kreiert. Die Band bringt das, was HFTS-Fans lieben, auf den Punkt und zeigt sich gleichzeitig so verletzlich wie noch nie.

Abwechslungsreich gestalten sich die Instrumentalparts, die teils durch Klavier, Xylophon oder andere Synthie-Sounds begleitet werden. Auch die Unterstützung von zahlreichen Gastauftritten erweitert das Spektrum der Platte. So haben Tim Yatras (AUSTERE), Serena Cherry (SVALBARD), P.G. (GROZA) und Daniel Lang (BACKWARDS CHARM) auf „Scorched Earth“ mitgewirkt, ohne sie dabei zu sehr vom HFTS-Sound abzukommen zu lassen.

„Heal Me“ ist ein galoppierendes, grooviges Konstrukt, das fast schon in Richtung Melodic Death Metal abschweift und mit seinem mitreißenden Schluss überzeugt. Auch „Keep Me Longing“ erinnert streckenweise an einige INSOMNIUM-Tracks und zeigt, dass ihnen brachiale Elemente sehr gut stehen. Die erste große Überraschung bietet „Without You I’m Just A Sad Song“, der ein wenig unvorhersehbarer ist.

HFTS achten auf Abwechslung: Zwischen rockig, brachial und verletzlich gibt es langsame oder abruptere Übergänge, die die epischen Momente hervorheben. Auch „With Autumn I’ll Surrender“ begeistert auf voller Strecke. Durch das Ohrwurm-Potential ist es ein perfekter Track als Single-Auskopplung. Für die zwei Bonus-Tracks „Street Spirit (Fade Out)“ (RADIOHEAD Cover) und „Elysian Fields“ zum Schluss lohnt es sich übrigens, sich die extended Version zuzulegen.

Nach „Maere“ war ich ein wenig besorgt, dass kein HFTS-Album mehr die Qualität von „Arson“ erreichen würde. „Scorched Earth“ hat mich unerwarteterweise stark positiv überrascht und darf sich mit seiner neuen Frische, gepaart mit altbekanntem Sound, ganz selbstbewusst eine der besten HFTS-Veröffentlichungen nennen.

Tracklist:
1. Heal Me (feat. Tim Yatras / Austere)
2. Keep Me Longing
3. Without You I’m Just A Sad Song
4. No Graves But The Sea
5. With Autumn I’ll Surrender
6. I Was Just Another Promise You Couldn’t Keep
7. Too Late For Goodbyes (feat. Serena Cherry / Svalbard)
8. Street Spirit (Fade Out) (feat. P.G. of GROZA) – Radiohead Cover
9. Elysian Fields (feat. Daniel Lang / Backwards Charm)

Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia