Must Missa - Martyr of Wrath Tipp




Stil (Spielzeit): (leicht punkiger Black-) Thrash-Metal (34:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Nailboard Records
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.mustmissa.com

What do we must? MUST MISSA? – Na denn, Must Missa sind aus Estland, heißen auf Deutsch wohl „Schwarze Messe“ und versuchen sich mit einer Mischung aus Black und Thrash Metal. Es bleibt nicht beim Versuch, soviel kann man vorwegnehmen. „Martyr of Wrath“ ist das zweite Album der Esten und nun auch schon fast ein Jahr alt. Aber da es sich um eine zeitlose Schönheit handelt, kann man sie auch jetzt noch empfehlen:
MUST MISSA sind drei Mann mit klassischer VENOM-Instrumentierung. Um Druck zu produzieren, muss man da schon massiv rüppelig zu Werk gehen. Ank oder auch Anc (git / vox), Viking (b) und Suss (dr) kriegen das sattsam hin. (Dass Ank und Viking zugleich bei den Paganisten Tharaphita aktiv sind, kann man der Vollständigkeit halber erwähnen, ist tendenziell aber egal.)

Ihr Thrash ist absolut dreckig, punkig und very british; erinnert mich wie niemand sonst an meine geliebten WARFARE aus Newcastle (falls sich noch jemand an solche Überalben wie „Pure Filth“ oder „Mayhem, Fuckin’ Mahem“ erinnert), die neben TANK am glaubwürdigsten für die räudige Variante des europäischen Metals eingetreten sind. Die Nähe zu WARFARE liegt im Wesentlichen an Anks Gesang, der in der Tonlage von Evo und ebenso rotzig seinen Aggressionen freien Lauf lässt. Insbesondere in den mehrstimmigen Passagen klingt’s sehr nach dem „Pure Filth“. Nur geil. Auch nicht verkehrt ist, dass man hier zwar im authentischen 80er Stil weggeblasen wird, der Sound aber etwas zeitgemäßer, sprich `n ganze Ecke druckvoller ist, als es Keith Nichol für Neat Records hinkriegt hat. Und so metzelt sich die Trinität Britpunk-Thrash-Black durch 8 brachiale und grandiose Riff- und Speedmonster, bei denen nur gelegentlich das Gaspedal gelupft wird. Solche Einschübe hinterlassen aber keine Irritationen in der Nackenmuskulatur. Man kann fröhlich weiterbangen, weil die Stücke immer kompakt bleiben.

Da die drei Old School- Fetischisten zudem bei SLAYER und EXODUS die Lektion gelernt haben, dass technische Riff-Finesse nicht zu Lasten der Härte gehen muss, haben wir ein überaus unterhaltsames Exemplar dieser Gattung vor uns. Zugegeben, echter Abwechslungsreichtum klingt anders, aber für derlei Schnickschnack gibt’s ja PRIMUS. Hier soll ja nur möglichst vollkommen Aggression mit Spaß gekreuzt werden. Und das Ziel ist mit dieser Mischung erreicht. Ich kenne jedenfalls kein Album, das so stimmig vorführt, wie sehr Thrash und Black Metal im Punk verwurzelt sind …und warum VENOM sich als Heavy Metal verachtende Langhaar-Punks definierten: das Ergebnis ist räudiger Rüppel-Rock, der keine Wünsche offen lässt. Also könnte man die Höchstnote zücken. Mach ich aber nicht. Dafür ist die Sache mir etwas zu schlicht.


War ich vor Tagen schon des Lobes voll über die Vollblut-Bay Area-Thrasher WARBRINGER, so sind MUST MISSA das europäische Pendant, das noch einen oben drauf setzt. Denn sie haben genau das Gespür für „straight between the eyes- Kompositionen“, die jenen (noch) etwas abgeht. Kurzum: Must Missa sind ein Must-Have für all die, für die Aggression und Spaß keinen Widerspruch, sondern in Kombination Unterhaltungsgaranten darstellen: CD und C2H6O in rauen Mengen organisieren, die Meterware Patronengurt und die nietengespickte Lederjacke aus dem Keller, die alten und aktuellen Kumpels anrufen und bangen bis auch der Notarzt nur noch mit dem Kopf schüttelt.