Fjoergyn - Ernte im Herbst


Review

Stil (Spielzeit): Symphonic Black Metal (63:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Attakk/SoulFood (29.03.2005)
Bewertung: Musikalisch: Bombastisch! Textlich: Fragwürdig! 7 von 10 Punkten
Fjoergyn war, als es Anfang 2003 gegründet wurde, nur ein Soloprojekt des Thüringers Stephan L. Entstehen sollte ein Projekt, was sich „sowohl durch seinen klassischen und heroischen Charakter als auch durch seine metallischen Einflüsse" auszeichnen sollte. Schnell wurde noch ein Bekannter Stephans, Andreas T., ins Boot geholt, der durch seine vielen guten Ideen eine gute Hilfe war und heute für die Bassspuren verantwortlich ist. Stephan hingegen übernimmt alleine die Arbeit an den Keyboards, der Gitarre und dem Gesang und programmierte zudem noch die Drums. Das Wort „Fjoergyn" entstammt übrigens aus der isländischen Mythologie und bedeutet soviel wie „Erde". Der Name des Albums, „Ernte im Herbst", bezieht sich hingegen darauf, dass die Erde, welche im Sterben begriffen ist (Herbst = Zeitspanne vor dem Tod), ihre Saat, den Menschen, nach Tausenden Jahren Missbrauch jetzt unter anderem durch Naturkatastrophen „erntet". Diese misanthrope Einstellung zum Leben zeichnet sich textlich durch das ganze Album, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass in allen Texten, welche übrigens auf deutsch geschrieben sind, das Thema Tod immer indirekt als Thema angesprochen wird. Neben dieser radikalen Einstellung, welche zwar respektiert, aber nicht geteilt werden muss, überzeugt das Album aber vor allem durch seinen musikalischen Part.Wie schon Anfangs angemerkt sollte sowohl ein hoher klassischer als auch metallischer Anteil die Musik von Fjoergyn auszeichnen. Wie hoch der klassische, ja geradezu bombastisch-orchestrale Anteil ausfällt zeigt sich alleine schon daran, dass bevor irgendwelche Gitarren, Bass oder Drum-Parts geschrieben wurden, zuallererst ein Grundgerüst aus Geigen und Klavier bestand. Zu dieser Zeit sollen die Stücke eher wie ein Soundtrack für einen Geschichtsepos geklungen haben, als Black Metal Songs. Dies ist vor allen Dingen dadurch zu erklären, dass in dieser Hinsicht Stephan's große Vorbilder der Filmmusik-Komponist Hans Zimmer und Richard Wagner sind.Erst nachdem dieser Abschnitt des Songwritings vollbracht war, wurden Gitarren-, Bass- und Drum-Spuren hinzugefügt. Von dieser Seite her haben sich Fjoergyn klar an die Schiene des Black Metal gehalten, d.h. sowohl keifende als auch singende Vocals und schnelles Double-Bass-lastiges Drumming. In Sachen Gitarre wurde eher auf lange, klingende Akkorde und schnelles Riffing gesetzt. Soli oder ähnliches wird man auf „Ernte im Herbst" nicht finden. Das muss man aber auch gar nicht. Getragen werden die Songs sowieso von dem hohen orchestralen Anteil, der grob geschätzt gut 75% der Songs ausmacht. Das Gros der Songs zeichnet sich somit durch teilweise minutenlange Klavierstücke, Geigen- oder Bläser-Parts und eine wirklich sehr gut geschriebene Partitur aus.Wer sich überlegt „Ernte im Herbst" zu kaufen sollte daran denken, dass hier kein normaler Black Metal geboten wird. Fjoergyn haben wirklich ein großes Talent  Orchester-Partituren und klassische Stücke zu schreiben und daher zeichnet sich der überwiegende Teil des Albums auch dadurch aus. Der Metal-Anteil gerät eher in den Hintergrund, was aber keineswegs negativ zu bewerten ist. Auf „Ernte im Herbst" finden sich ein paar sehr gute Songs, die durch die seltsamen Texte aber eher einen negativen Charakter bekommen. Unterm Strich ist also zu sagen: Musikalisch spitzenklasse, aber textlich find ich Fjoergyn eher fragwürdig. Daher auch nur 7 von 10 Punkten.