Laetitia In Holocaust – The Tortoise Boat



Stil (Spielzeit): Extreme Avantgarde (Black) Metal (39:14)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenregie (April 2009)
Bewertung: 2/10
Link: http://www.myspace.com/laetitiainholocaust

Welch Wortzusammenstellung!
Also, der Bandname würde so in etwa „Fröhlichkeit/Freude im Holocaust" bedeuten. Im Metal-Genre gibt es zwar Provokationen zuhauf, aber diese hier ist schon etwas derb. Leider habe ich die Lyrics auf die Schnelle nirgends gefunden, und die Song-Titel geben zu wenig her, als dass man hier etwas aussagekräftiges von sich geben könnte. „The Tortoise Boat" ist übrigens das Debüt-Scheibchen der beiden Italiener S. und N., die nun nach einiger Zeit mehr als eine Demo vollbracht haben.
Und doch behaupten sie im Infozettel explizit, dass dies keine (!) Demo sei. Denn diese Platte sei nicht dazu da, um irgendetwas zu demonstrieren, einen Plattendeal zu ergattern oder gar populär zu werden. „Das Landschildkröten-Schiff" klingt meines Erachtens auch so merkwürdig, dass obiges gar nicht angestrebt werden kann.
Dazu noch ein kleines Zitat des Infoschreibens: „The Tortoise Boat is, in its lyrics and in its music, nothing but rotten light."

Nun, die Eröffnung beginnt mit „Hair As The Salt Of Carthago". Bitte fragt mich nicht, welche Bedeutung hinter diesem Songtitel steckt. Und dann: Klampf!
Als erstes kommt mir spanischer Tango in den Sinn. Zumindest hat der Gitarrenklang eine entfernte Ähnlichkeit, mit dem iberischen Tanz. Interessanterweise bleibt es auch dabei - denn es gibt so gut wie keine verzerrten Axttöne zu hören.
Neben dem dauerhaften, metallisch hallenden Geschrammel krächzt S. böse vor sich hin, leise grummelnd oder pseudo-erschreckerhaft in kurzen Ausbrüchen in „The Gift Of Fury". In diesem Song kommt auch streckenweise der Bass zum Vorschein, der sonst sehr im Hintergrund dümpelt, ähnlich wie die oft drucklosen, programmierten Drums.
Mit „Hissing Through The Veins Of The Gods" kann ich noch am ehesten etwas anfangen. Zu simplen Lagerfeuer-Akkorden singen monoton im Hintergrund betroffene Männer, kurz setzen tragisch sägend verzerrte Saiten ein. Abwechslungsreich ist es auch in diesem Song nicht wirklich, aber ein minimaler Lichtblick, der recht schnell wieder verschwindet. Das gut zwölf-minütige Schlussstück enthält zusätzlich zu dem bisherigen Gedübel noch einige Geräusche parat, die eventuell etwas mit Stimmbandverletzungen oder starken Schmerzen im Darmbereich zu tun haben. Mehr will ich aber wirklich nicht vorwegnehmen.

Ich muss gestehen, beim ersten Einlegen dieser Scheibe, habe ich sie postwendend wieder aus dem Player herausgenommen. Ich denke: „Klingt verrückt, aber dazu braucht's die richtige Stimmung." Nach einem späteren Durchlauf habe ich das Gefühl, dass die richtige Stimmung hier nicht aufkommen will. Einen Durchlauf weiter bin ich mir in dieser Hinsicht ziemlich sicher.
Welcher der Punkte nun vergeben wird für eine immerhin nervenaufreibende Wirkung, oder dafür dass den beiden Gitarristen zugestanden wird, dass einige Harmonien und grundsätzlich keine hundsmiserable Spieltechnik vorhanden sind, darf jeder selbst entscheiden.
Meines Erachtens ist diese Platte ziemlich unnötig. Relativ schlecht aufgenommene und gemischte Sounds der merkwürdigen Art sollen etwas mit Metal zu tun haben, was ich mir höchstens durch die prinzipiell düstere Attitüde in Gemeinsamkeit mit Black Metal vorstellen kann. Ansonsten wird trotz viel Akustikklampfen und rauen Vocals erstaunlich wenig dunkle Stimmung erzeugt. Avantgarde hin oder her - ich gebe zu, ich bin auch nicht unbedingt großer Fan von John Cage oder Karlheinz Stockhausen - aber im ursprünglichen Sinn eines Fortschritts sehe ich diese Musik hier nicht. Aber wer Fan werden will, muss selbst hineinhören.
Manuel

"Größtenteils harmlos."