BlackShore - Railway to BlackShore




Stil (Spielzeit): Black Metal (41:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. / Düsterwald Produktionen (04.07.09)
Bewertung: 8 / 10


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BLACKSHORE aus Lübeck bieten klassischen Black Metal ohne modernen Firlefanz und (fast) ohne Kompromisse. --- Dass "richtiger" Black Metal auch A.D. 2009 noch spannend und abwechslungsreich gestaltet werden kann, wenn nicht wie wild im Symphonic oder Avantgarde Sektor geplündert wird, lässt sich hier ganz gut ablauschen.

Das Trio / Quartett (live und Studio sind unterschiedliche Bassisten aktiv) hat die Scheibe bereits im vergangenen Jahr aufgenommen und dafür auf Michael Hahn & das örtliche Rosenquarz Studio zurückgegriffen, in dem schon THE LAMP OF THOTH oder WARNING sich ihren Sound haben maßschneidern lassen. Mit etwas Geduld gab's dann auch den Deal bei den jungen „Düsterwald Produktionen".

Die Holsteiner setzen auf eine Mischung aus netter Berserker-Raserei und viel Melancholie. Die Tempi sind entsprechend variabel. Das zweiteilige „Frostbitten Warmachine" zeigt erstmal an, wohin die Reise geht: Mit einer gemütlich rumpelnden, gesampelten Eisenbahn und einem zähen, kalten Riff aus dem Hause Vikernes offenbar nach Osten... „The Machine Starts Breathing": langsam, bedrohlich, bösartig... um viel später in einem typischen svartmetal-Massaker zu explodieren. Auf Deutsch und Englisch wird Stellung bezogen... Später greift dann das Eingangsriff wieder an und es wird zäh. Schon hier fällt zweierlei auf: 1.) die haben's drauf, echte Aggression zu erzeugen und mit viel Atmosphäre zu verdichten. 2.) der Text, bedingt identifizierbar, droht zu provozieren... Im Osten, vor Stalingrad erwartet den Hörer dann „Stalinorgel Terrorbeast". Nach etwas (überflüssigem) Schulfunk, unterlegt von dem fiesen Gejaulfauche des Terrorbeasts, sorgt ein amtliches Geschredder für die musikalische Umsetzung. Auch hier aber wird nicht bloß blind rumgeholzt, sondern auch mal das Gas weggenommen und schnuckelige Riffs eingeflochten.

Ganz anders wird die Stimmung bei „Doomdriven Devils of Death", das mit etwas Black `n` Roll - Appeal ausgesattet ist, inklusive „Brian-Robertson-Gedächtnissolo". Aber es bleibt hübsch dreckig. „BlackShore" schlägt dann wieder in diese geile Kerbe aus an Doom u. „Filosofem" angelehnter Melancholie (was diesmal unterstrichen wird von sphärischem, keineswegs peinlichem Frauengesang) und geschmackvoll traditionalistischem Exzess. Die beste Nummer von 6 guten.

Mit leichter Punk- / Thrash-Attitüde wird dann nachgefragt: „Are You Ready for some real German Ärger!?" Gute Nummer. Schön räudig. Aber spästensten der Titel erzwingt einnen kleinen Exkurs: Ob man ihn nun lustig oder albern findet... Spätestens jetzt ahnt man, dass auf die Band aus-der-immer-gleich-Bescheid-wissenden Ecke Ärger zukommen könnte... Logo & Artwork, 6. Armee, Riffs Marke Vikernes; und überhaupt... Der NSBM-Alarm heult grell auf...

Zu Recht, weil die Band es quasi drauf anlegt (Zitat:) „Der Songtitel ist nicht zuletzt gewählt, weil er zu Diskussionen führen wird, die diese von braunem Mist kontaminierte Szene schon lange bedarf. Da uns (...) jeder auf diesen Songtitel anspricht, geht unser Plan auf, denn so haben wir die Möglichkeit, uns zu diesem Thema zu äußern (...)" --- Die Jungs wissen  sich von dem „braunen Mist" ebenso deutlich zu distanzieren, wie von denen, die wie TAAKEs Hoest im Suff albern drauflos provozieren, und hinterher alle Hände voll zu tun haben, ihre korrekte Gesinnung zu „beweisen".

Die Band ist aber nicht nur „sauber", sondern richtig gut. Vielseitig, ohne den Black Metal mit unnötigem Ballast zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln... Sehr empfehlenswert für alle, die ENDSTILLE (war ja unvermeidbar, der Vergleich mit den Kielern...) gern mal mehrdimensionaler hören möchten... Bleibt nur zu hoffen, dass der Abgang von Basser Gorm (war zuständig für den Doom-Einfluß) Anfang Juli sich nicht zu negativ auf das neue Material auswirkt...