Sturmgeist – Manifesto Futurista



Stil (Spielzeit): Black/Thrash Metal (38:14)
Label/Vertrieb (VÖ): Inhuman/Twilight (14.08.09)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.myspace.com/sturmbruderschaft

Die Ankündigung des neuen Albums von STURMGEIST überschlägt sich fast in der Beschreibung, die sich auf den studierten Philosophen, Literaten, Poeten und eben auch Musiker Cornelius Jakhelln bezieht.
Herr Jakhelln ist in der extremeren Musikszene bekannt als Kopf der Vielfältigkeits-Black-Metaller namens SOLEFALD. Dort gibt es schon elektronische Einflüsse, Industrial-Einschlag und anderes zu hören. Somit kann man gespannt sein, was mit dem dritten Silberling „Manifesto Futurista" von STURMGEIST auf uns zukommt. Denn auch hier zeichnet sich der aus Oslo stammende, deutschlandliebende Cornelius verantwortlich für die Mucke, weshalb ihn nur noch der Trommler „Anti Christian" unterstützt.

Der Opener „Monolith" ist ein solcher im tradionellen, norwegischen Black-Metal-Gewand. Hypnotische Riffs berserkern dem Lauschenden eiskalt die Rübe ab. Somit ist der Anfang nur bedingt spektakulär, während man bald auch mal in schwarz-rockigen Gefilden unterwegs ist, wie man sie bei SATYRICON findet.
Während sich der STURMGEIST auf den früheren Alben noch mit Odin, Goethe und Jägermeister - auch in deutscher Sprache - beschäftigte, geht es nun lyrisch um die Entwicklung zum menschlichen Roboter, der im System der Geschwindigkeit, Technologie und Gewalt gefangen ist.
Als in „Verdun" von einem Soldaten des ersten Weltkrieges erzählt wird, schrauben die beiden das Tempo manchmal etwas zurück. Vielmehr noch im folgenden „Elégie d'une Modernité Meurtrière", was durch den klaren Gesang die Note eines französischen Chansons bekommt. Hier schließt sich ein kurzes Intermezzo an, das hauptsächlich aus dramatischen Bläser-Ensembles besteht und einer Filmmusik entsprungen sein könnte, die stark an klassische Oratorien angelehnt ist.
„Sturmgeist_89" ist das Pseudonym eines Schülers, der im November 2007 in Finnland durch einen Amoklauf bekannt wurde. Natürlich ist diese Provokation wie gemacht dafür, dass sich die Medien darauf stürzen, indem eine Verbindung von solch extremer Musik zu Gewalttaten hergestellt werden soll. Selbstredend hat Cornelius Jakhelln sich von dieser Tat distanziert, auch wenn er sie musikalisch verarbeitet hat.

Ansonsten klingt „Manifesto Futurista" klassisch norwegisch, schneidend kalt in rau, puristischem Sound. Auch wenn der Chef dieser Band (oder dieses Projekts) intellektuell und sprachlich sehr gebildet ist, künstlerisch in verschiedenen Dingen kreativ wirkt, habe ich mir doch mehr versprochen.
„Manifesto Futurista" ist ein gutes schwarzes Album, das düster und grimmig dunkle Momente der Menschenwelt beschreibt. Doch von dem experimentierfreudigen Macher hatte ich mir mehr erhofft. Aber bis auf einen Einwurf klaren Gesangs und den Tröten gibt es hier keine nennenswerten Besonderheiten. Einige kleine Verzerrungseigentümlichkeiten sind neben der sprachlichen und inhaltlichen Vielfalt erwähnenswert, doch sonst empfinde ich die dritte Scheibe von STURMGEIST „nur" als ziemlich guten, atmosphärisch kalten Wutbatzen.


Eins gibt es noch zu sagen: Der elfte Song „Death Metal Baroque" ist vermutlich als Bonus-Song gedacht, da er nicht überall in den Playlist-Angaben aufgeführt wird. Komisch ist allerdings, dass davor noch ein dreieinhalb-minütiges Stück völliger Stille (nicht) zu hören ist. Vielleicht ist dies ein Verweis auf John Cages 4'33'' - oder einfach nur die Zeit vor dem Hidden-Track in einen eigenen Song gepresst.
Manuel

"Größtenteils harmlos."