Cryfemal – Increibles Tormentos



Stil (Spielzeit): Depressive Black Metal (32:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Bloodred Horizon/Twilight (18.09.09)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.myspace.com/cryfemal

Ebola ist entweder ein Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, eine Virusinfektion, die nach diesem Fluss benannt ist oder ein spanischer Black-Metaller. In unserem Fall ist die Antwort leicht zu erraten und Ebola ist trotz seiner Heimat, die nicht gerade für böse Musik bekannt ist, höchst engagiert. Neben diversen Klein-Scheiben und Split-CDs ist dies schon sein fünftes Album, das er aus seiner schwarzen Seele geschnitten hat. Zur instrumentellen Unterstützung sind zwar immer wieder weiter Musiker dabei, doch es heißt, diese Platte sei komplett im Alleingang eingetrümmert worden.

Ohne große Umschweife steigt dann der Hauptakteur auch in seine Tiraden ein, die schnell in eine latent aggressive Dramatik ausarten. Während der Einstieg in „Delirio Funerario" so schwarz-metallisch klingt, als entwüchse es nordischen Gedanken von SATYRICON und Konsorten, so bringen die Keyboards und der Gesang noch eine andere Nuance mit hinein.
Das Kreischen und Schreien scheint auf penetrante Art extremes Leiden veranschaulichen zu wollen; und die Kombination aus diesem brutalen Überlebensgeschrei und düsteren Synthie-Klängen hat wirklich etwas von einer depressiven Art, als ob man kurz vor dem Tod stünde.

Einen Exoten-Bonus für die spanische Sprache, die Ebola in fast allen Lyrics bisher verwendet hat, gibt es kaum, da bei den höllischen Vocals eh kaum etwas verständlich herüberkommt. Vielmehr erweckt es manchmal den Anschein, als würde der „Gesang" separat neben der Musik stehen. Als würden schwermütig und hasserfüllt sämtliche Emotionen herausgebrüllt, und unterdessen donnert die Musik den Soundtrack dazu.
Doch in „Negro Metal" wird es zeitweise atmosphärisch und langsam, bis der Herr der Stimmbänder sich wieder die Lunge aus dem Hals krächzt.
Gegen Ende gibt es noch ein Experiment zu hören, da im vorletzten Song innerhalb von vier Minuten nur ein einziges Riff verbraten wird, welches kaum variiert wird, außer dass das Tempo stetig ansteigt. Da der Song nicht in die Länge gezogen wird, könnte sogar Trance-Wirkung entfaltet werden, wenn es am Ende nicht „zu" schnell werden würde, was der Sache fast den Ernst nimmt.
Doch der Ernst ist vielleicht auch gar nicht das wichtigste, denn der Schlusstrack zeugt eher von Humor. Wenn der Player nur neunzehn Sekunden anzeigt, dann ordentlich losgeprügelt wird und nach ca. sieben Sekunden wieder Schluss ist, könnte das Ganze durchaus ein Scherz sein.

Als Bonus gibt es dann noch ein Video zu dem Song „Terribles Disciplinas" zu sehen, der ansonsten nicht auf dieser Platte vorkommt. Relativ unspektakulär ist ein Trio hier bei schwarzem Hintergrund gefilmt, das in bester Schwarzwurst-Manier mit Gesichtsmalereien, Lederklamotten und Killernieten aufwartet. Das Filmchen ist ein ganz netter Zusatz, der aber auch als weiterer Song ausgereicht hätte.

Harmonisch fährt der Spanier eher ungemütliche Sachen auf, die manchmal die Härte und Dissonanz von AVERSE SEFIRA haben. Wenn Ebola wirklich, auch die Drums, selbst eingespielt hat, dann ziehe ich meinen imaginären Hut vor ihm. Auch wenn die Keyboards ab und zu ein bisschen zu stark ihren unechten Charakter hervorheben, tragen sie doch ganz gut zur lichtlosen Stimmung bei.
Der leidend-heftige Gesang wirkt etwas merkwürdig, manchmal eventuell technisch leicht verfremdet. Die Songs bringen allerdings durchaus Abwechslung mit sich, die einzig durch den Gesang leicht eingeschränkt wird. Wer sich also für FORGOTTEN TOMB, Rasierklingen und/oder Leichenhallen interessiert, ist herzlich willkommen.
Manuel

"Größtenteils harmlos."