Stil (Spielzeit): Black Metal (43:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Haarbn Prod. (2007)
Bewertung: 6,5 / 10
Der Henker ist ein Meister aus Italien und war mal Teil des norwegischen Projekts MASSEMORD. Gemeinsam mit Mike Barren (git.) und einem Drumcomputer, der glaubt er sei ein Mensch namens Lord Hastur Warmachine (Kkrr!). Selten sind sich Rezensenten so einig: Die einen (Black Metal Puristen) verreißen sie, weil sie „untrue“ sind und die anderen verreißen sie, weil sie zu dilettantisch oder Black Metal oder beides sind.
Der gute Lord wiederum überwacht zudem gerne mal, was Disease und Forrykt (gemeinsam a.k.a. SVARTSOGG) so treiben, deren Veröffentlichungen gemeinhin auch eher Hohn und Spott ernten. Und so hat er also alle Dilettanten Bergens zusammengetrommelt, dem Henker bei seinem schaurigen Handwerk zur Hand zu gehen.
Es riecht also nach ganz fiesem, dilettantisch-primitiven Gerödel. Und das Massenmord-Motiv des Covers schürt entsprechende Erwartungen. Fast zu Recht. Aber es gibt bekanntlich solche und solche Primitivismen. Und dieser hier weiß (mir) zu gefallen.
Der Henker steigt mit einem Keyboard-Intro ein, das wohlig-schaurige Atmosphäre erzeugen soll, um den Hörer vor dem Titeltrack in Sicherheit zu wiegen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Titeltrack weht uns bei massiv getriggerten 180 bpm entgegen. Dazu Black Metal-Gitarrengeschredder. Als eisiger, schwarzer Nordwind geht’s dennoch nicht durch; wegen der „untruen“ Produktion. Im Wesentlichen geht’s an der Basis so weiter. Das Gerüst ist immer Standard-Black Metal. Mit leichten Tempovariationen.
Also gilt fast dasselbe wie für Massemord: Für Nicht-Black-Metaller ist das eigentlich aus Prinzip, und für Die-Hards schon wegen des aufgefüllten Drumsounds nichts. Da obendrein das Keyboard sich gern und gut vernehmbar in den Vordergrund drängelt, dürften die sich pikiert abwenden. (In der guten alten Zeit der Anfänge des BM wurde man dafür in Norwegen bekanntlich ans umgedrehte Kreuz genagelt.)
Das Keyboard aber gehört für mich zu dem bunten Allerlei an Kleinigkeiten, die das Album aufwerten und eine seltsame Stilvielfalt offenbaren. Neben diversen Thrash Einlagen im Riffing und in den Leads gibt’s sogar mal klassischen Heavy Metal zu hören d.h. hier: Maiden-Artiges. Das Keyboard versucht sich an Goth’ Sounds und sogar einen richtigen Flügel bringt man auf romantische Weise zum Klingen. Recht pagan wird "Oden" angerufen etc. So wird aus schön primitivem, schwarzem Geschredder durch einige Farbtupfer ein zwar nicht immer schlüssiges, aber unterhaltsames Ganzes. Dass das Durcheinander keine 100%ig kompakten Atmosphären zulässt, muss man als Hörer wohl ebenso hinnehmen wie „die Band“ die Tatsache, sich wie Massemord punktgenau zwischen alle Stühle (de)placiert zu haben.
Fazit: Melodischer Black Metal mit Fremdanleihen; nur für Leute, die mit etwas Humor an die todernste Sache gehen können... denen Dimmu Borgir aber dann doch zu humoristisch sind.