Label/Vertrieb: Roadrunner Records
Zuerst war die Enttäuschung, dann das Verständnis und schließlich die Zufriedenheit.
Enttäuschung, weil „Nymphetamine“ (Roadrunner), das nunmehr neunte Album in der Historie von Cradle Of Filth, unspektakulärer und unüberraschender geworden ist, als ich es erwartet hättet. Verständnis, weil „Midian“ (2000) und gerade das geniale orchestral-bombastische Meisterwerk „Damnation And A Day“ (2003) wohl nie mehr von den sechs Briten zu topppen sein werden. Und schließlich war ich nach 666 Rotationen in meinem CD-Player doch mehr als zufrieden, denn „Nymphetamine“ – ein Begriff für die Sucht nach klassisch schönen Frauen – bietet alles, was man von Sir Dani Filth und Kollegen erwartet – ein bitterböses Werk, das sich ungezähmt sämtlicher Stilgrenzen entzieht.
Doch im Unterschied zu den Vorgängern klingt das neue, mal wieder opulente Werk wesentlich frischer, aber vor allem thrashiger als alles andere, was bisher aus Danis höllisch manischen Phantasien feurig emporstieß. Die Gitarrenwände sind richtig fett und rhythmisch straff, das Drumming von Ex-At-The-Gates/The-Haunted-Drummer Adrian Erlandson hinterlässt Spuren seiner Vorbands und sogar das ein oder andere Solo ist aus den Gefühlsausbrüchen zu entnehmen. Gleichzeitig wurden die orchestralen Parts deutlich in den Hintergrund gerückt, Horrorfilm-Effekte wie auf „Damnation And A Day“ sind hier subtiler eingesetzt. Weniger ist eben manchmal mehr dachte sich wohl Kreischzange Filth; dafür steht ganz dick das Wort „Metal“ auf seiner kleinen Brust eingeritzt. So knallen Songs wie „Glided Cunt“, „Nemesis“, „Medusa Hemlock“, „Coffin Fodder“ oder „Filthy Little Secret“ monströs mit einer Mischung aus Thrash-Power, Death-Metal-Parts und der gewohnt hektischen Black-Metal-Garstigkeit. Nicht zu vergessen die Gothic-Ästhetik, die gesanglich wunderhübsch von Liv Kristine unterstützt wurde.
Alles also im schwarzen Bereich? Eigentlich schon, „Nymphetamine“ ist mal wieder exzellent geworden, doch ich persönlich vermisse ein wenig die Break-Versetzte Rasanz und die theatralisch-fiese Effektreiterei, wie ich es mir im Rausch der Sinne von Cradle Of Filth gerne besorgen ließ. Dennoch, „Nymphetamine“ wird den Großteil der Fans zufrieden stellen und vielleicht sogar dank der eingängigeren Kompositionen neue Fans hinzugewinnen.