Stil (Spielzeit): Avantgarde ( Black / 70s Prog) (48:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Recordings / Soulfood (24.10.0´8)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.myspace.com/cronian
4 Punkte meint bei BYE „Durchschnitt“. Und bei „Durchschnitt“ denkt man leicht an „wenig Begabung, kaum Ideen“, vielleicht auch an „schon tausendmal gehört“…
All das ist hier nicht gemeint, denn was das norwegisch-schwedische Duo auf seinem Zweitwerk abliefert, hat man bislang so wohl erst einmal gehört, nämlich näherungsweise auf dem Debüt „Terra“. --- Und dem BORKNAGAR Gitarristen Øystein G. Brun oder Sänger Mr. ``V“ a.k.a. Andreas „Vintersorg“ Hedlund mangelndes Talent oder Ideenarmut bescheinigen zu wollen, wäre schlicht absurd.
Doch so gefällig und schlüssig BORKNAGARs paganes Zeug auch sein mag --auch und besonders seit Vintersorg den Gesang übernommen hat-- was die beiden unter dem Namen CRONIAN abliefern, überspannt den Bogen in Sachen „Ideen“ massiv… CRONIAN liefern ein Konglomerat aus Filmsounds, einigen Black Metal Splittern und viel, viel „Prog“-Synthies --- besonders 70er Bauart oder symphonisch bombastisch: mal spacig, mal klassisch, seltener folkig inspiriert. Der Gesang wechselt kontinuierlich zwischen schwarz-deathigem Gebelfer (allerdings so samtig produziert, dass sich auch gar niemand daran stören kann) und butterweichem Klargesang, der ebenfalls oft an Uralt-Prog aus Hannover erinnert, an ELOYs Frank Bornemann nämlich, oder an Melodic Metal – Kopfstimmen.
Das klingt erst mal nach Abwechslung und irgendwie interessant, oder? So richtig nach „Avantgarde“! Und das soll es ja auch. Der Akzent muss aber auf das Sollen gelegt werden.
--- Ich habe selten eine Scheibe gehört, die derart gekonnt den Spagat hinbekommt, zugleich so seicht und dennoch dermaßen „bemüht“ zu klingen wie „Enterprise“. Seicht, weil „Enterprise“ trotz des Stil-Wirr-Warrs niemals wirklich anstrengend ist, sondern bloß unambitioniert vor sich hin dödelt. Strukturell sind die Songs ziemlich simpel; was nicht schlimm ist, solange dabei entweder ordentlich Arsch getreten wird – was definitiv nicht das Ziel war, und auch nicht „aus Versehen“ passiert – oder aber griffige Atmosphären entstehen. Auch Letzteres findet nicht statt. ---„Enterprise“ hat also mal gar nichts mit den stimmungsvollen und brillanten Werken ULVERs zu tun.
Man kann gar nicht ausschließen, dass eine ambitionierte Liaison aus o.g. Elementen funktionieren kann. Eine ganz entfernte Ähnlichkeit besteht vielleicht zu MEGALITHs „Gipfelstürmer“, nur dass dort tatsächlich wie bei ULVER aus komplexen / interessanten Strukturen schlüssige Atmosphären entstehen.
Hier aber zerschießen sich die Bauteile wechselseitig: der Synthie-Prog entzieht dem nicht schlechten Riffing das bisschen Kraft, das ihm der zu warme Sound zugesteht; der Black-Death Anteil unterläuft immer wieder, was durch die Synthie-Sounds an erfühlbaren Stimmungen ansatzweise geschaffen wird. Das ist wohl so beabsichtigt und für einen Song als Gimmick auch mal ganz witzig, für ein ganzes Album schlicht langweilig; aber nervig nur insofern, weil immer wieder durchschimmert, was da eigentlich für gute Leute am Start sind. Insbesondere Vintersorgs Klargesang hat immer wieder tolle Momente (Von den Aaahh- und Ooohh-Chören, die amerikanischem Pop-Rock entsprungen sind, mal abgesehen); und im Gitarrenbereich finden sich entsprechend schöne Leads… (Womit auch die in Relation zu meinem Gejammer hohe Punktzahl erklärt ist.)
Auf den Nenner gebracht: die Elemente aus denen dieses Kunst-Produkt zusammengeschraubt wurde, sind im Detail oft sehr ansehnlich, als Ganzes aber erinnert es mich an einen Wolpertinger. Also lieber so schöne Sachen wie ELOY und Dødheimsgard pur und nacheinander als synchron und durcheinander.