Keep of Kalessin - Armada




Stil (Spielzeit): Epic Black Metal (49:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Tabu Records (24.04.2006)
Bewertung: Unter vollen Segeln (9/10)
Link: www.keepofkalessin.no

„Armada“ haben die vier Buben von KEEP OF KALESSIN ihr neuestes Album getauft. Wer sich ein wenig mit der Geschichte Europas auskennt, der weiß, dass die spanische Armada die mächtigste Kriegsflotte ihrer Zeit und auf allen Meeren dieser Welt gefürchtet war – bis sie 1588 von den Briten unter Federführung des berüchtigten Piraten Francis Drake vernichtend geschlagen wurden.

Eins ist sicher: dieses Schicksal wird der gleichnamige Silberling nicht teilen. Zu stark ist die Streitmacht, die von den Norwegern hier zusammengestellt wurde. Bereits mehr als 10 Jahre ist die Truppe um Gitarrist und Songschreiber Obsidian C in der norwegischen Szene unterwegs – Sporen müssen hier also wirklich nicht mehr verdient werden. Und deshalb können sich die Mannen auch sofort auf das konzentrieren, was wichtig ist.

„Armada“ kommt – um im Bild zu bleiben – einer Flotte unter vollen, schwarzen Segeln gleich. Voll am Wind, keine Gegenwehr fürchtend und jeder Mann bis an die Zähne bewaffnet - Epic Extreme Metal heisst das im Eigenvokabular von Keep of Kalessin und dem ist nix hinzuzufügen. Was die Norweger auf den insgesamt zehn Tracks bieten, ja, zelebrieren, ist epischer Metal in Vollendung.

Von Beginn an schießen die Kanonen aus allen Rohren und entfalten eine Symphonie aus Hochgeschwindigkeitsmetal, der trotzdem nicht ins bloße Knüppeln abdriftet (oh man, so langsam gehen mir die Seemanns-Begriffe aus *g*), sondern trotz allen Speeds immer melodisch bleibt.

Was aber nicht heißt, dass uns hier nur Monsterblasts um die Ohren gehauen werden – ganz im Gegenteil. „Epic“ heißt es vor allem deswegen, weil die Jungs die Bandbreite ihres Könnens ausnutzen und zwischendurch auch mal fünfe grade sein lassen. So kommt zum Beispiel im dritten Track „Into the Fire“ auch mal die gute alte Akustikklampfe zum Einsatz – aber: alles in Maßen, denn das „Extreme“ darf natürlich nicht zu kurz kommen.

Und so spielt sich der Großteil der Tracks dann doch im gehobenen Geschwindigkeitssektor ab. Und, wie gesagt, der Stoff ist unglaublich dicht und berauschend, dass man förmlich hineingesogen wird. KEEP OF KALESSIN lassen sich an den richtigen Stellen Zeit, Atmosphäre aufzubauen – wie z.B. mit den kleinen Zwischenstück „Deluge“ oder auch im nachfolgenden „The Wealth Of Darkness“ – und schaffen so ein kleines schwarzmetallisches Kunstwerk.

Fazit: Wer sich beim Mucke hören gern zurücklehnt, die Augen schließt und im Dunkel Bilder entstehen lässt, dem sei diese Scheibe mehr als nur ein wenig ans Herz gelegt. Leute, schlagt zu, das hier ist ein reiner Diamant, der strahlend aus dem Haufen Kohle herausragt. Um zum letzten Mal nautisches Vokabular zu missbrauchen – mögen die Jungs immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel haben, damit noch einige Alben dieser Kajüte von ihnen zusammengezimmert werden.