Kratein - Trauma



Stil (Spielzeit):
Black Metal (35:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Folter Rec.(06.02.10)
Bewertung: 7 / 10 


Myspace

Gewollt unschwarz das Cover, die Titel nur durchnummeriert und zudem in griechischer Notation. Die Erwartung: gleich gibt’s entweder feinen Intellektuellen-BM von der Güte VED BUENS ENDE / KERBENOK oder es kommt ganz schlimm.

Und es kommt 1.) erst einmal schlimm und 2.) dann ganz anders als gedacht: Ein Intro aus diversen übereinander geschichteten Samples: Kinderchor, „urbi et orbi“ vom bös angeschlagenen Wojty?a, aus der Tagesschau kommen Meldungen von Tschernobyl bis 11. September und was sonst noch einen „Fiebertraum aus Scherben der Wirklichkeit“ einleiten kann. Gähn!
Bevor mich aber der erhitzte Sandmann den Schlaf der Ungerechten schlafen lässt, gibt’s feist was vor den Latz: „???“ legt nach verträumtem Start brachial los. Die Träumerei wächst sich zum Trauma aus. Sozusagen. Dabei läuft die gezupft intonierte Melodie unter dem Mid-Tempo-Geschrubbe immer mit oder wird elektrifiziert zum dominierenden Lead. Nicht nur hübsch gemacht, sondern auch verdammt catchy. Die Drums brettern mächtig los. Und haben einen wunderbaren Sound. Bass, Chrashes, Snare, Toms… perfekt abgemischt, um kalten, aber sehr kraftvollen BM zu transportieren. Und die Rhythmusgitarre schneidet sich schön (und) tief in die Hirnrinde. Wie brutal Schönheit, wie schön doch Brutalität sein kann… Rüde und versiert vorgetragen. Und Sänger Metus klagt sich seine kleine schwarze Seele aus dem Leib, dass es eine Freude ist: Da liegt gut was an Wut und Verzweiflung drin.  --- Sonderlich abwechslungsreich oder neu ist das nicht, aber  KRATEINs Mischung aus Rohheit und Melodie weiß zu gefallen.

Das „Trauma“ ist zwar ein Debüt, entstammt aber dem Dunstkreis von ATRAS CINERI, TODTGELICHTER und SIGNUM: KARG. Und deren Erfahrung spiegelt sich denn auch im Niveau, auch wenn sich kein weiterer „Hit“ der Marke „???“ auf „Trauma“ findet. Aber die Stücke haben allesamt eine gute Dynamik und eine kalte und harte Atmosphäre; selbst das akustische Intermezzo (Nummero „????????“, d.h. „4“) mit elektronischer Unterlage -- eigentlich nur ganz hübsch --  hat einen angenehm fiesen Beigeschmack. Ist allerdings etwas lang geraten. Ansonsten gibt’s ordentlichen BM deutscher Bauart, der weder stumpf vor sich hin rumpelt oder blastet, sondern sich in allen Tempi zu Hause fühlt, ohne deswegen krampfhaft verfrickelt zu sein oder auch nur den Fluss der Stücke zu stören. Das kriegt nicht jeder so hin. Läuft gut rein, wobei einige schönes Melodien und vor allem das variable  Drumming etwas herausragen.  Ob die zarten Ambient-Zusätze der Bringer sind? Ich weiß nicht. Stören aber auch nicht weiter.
Unterm Strich: Auch wenn es noch nicht das ganz große Kino ist… Bei all dem schwarzen Durchschnittsgerödel, das überall lauert, vergisst man leicht, warum man BM mal zu schätzen gelernt hat… Bei KRATEIN erinnere ich mich wieder. Ein bisschen. --  Mit das „Angenehmste“ aus dem schwarzen Sektor, das ich seit der letzen BLUT AUS NORD zu hören bekommen habe, und die ist ja auch schon wieder ein Jahr alt.