Stil (Spielzeit): Ambient Black Metal (60:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Northern Silence Produktions / TWS - Source of Deluge (28.11.08)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.elffor.com
Eöl ist einer von diesen Black-Metal-Nerds, die die ganze Zeit allein zu Hause vor ihrem Rechner hocken und Klänge zusammenstoppeln. Seinen Bürostuhl nennt er zärtlich „Throne of Hate“. Bandornamentik und anderen Zierrat hat er liebevoll in Kunstleder und Chromlehne geritzt.
Von ihm aus überzieht der Baske seit einer Dekade die Welt mit seinem Ambient Black Metal. Vier Alben hat er mittlerweile rausgehauen. Allesamt vergriffen. Naja, bei jeweils 500 Exemplaren noch kein unbedingtes Qualitätsmerkmal. Dies ist das dritte von vieren, die Northern Silence nochmals auf uns loslassen.
Dass der Baske nicht vor die Tür geht, ist verständlich: Weil er immer nur von finsteren nordischen Wäldern oder Echos aus der skandinavischen Vergangenheit salbadert, anstatt sich realpolitisch bei der ETA zu engagieren, redet der normale Baske mit „dem Sohn der Schatten“ (wie sein autobiographisches Vorgängerwerk hieß), natürlich kein einziges Wort. --- Nur ein einzelner Sozialarbeiter schleicht sich unter dem Vorwand, an der Gitarre auszuhelfen, gelegentlich ins Haus, und guckt, ob der Jung noch genug schwarzes Toilettenpapier hat…
So vermute ich jedenfalls, weil ich von Jabo (Gitarrist der Folk Metaller NUMEN) so gut wie nix aus der grottigen Produktion heraushören kann. Was ich dagegen sehr deutlich höre, ist Cliché pur. Kitsch as Kitsch can! --- Mit starker Tendenz zur „Orientierung“ an den Tolkien-Vertonern SUMMONING (mittlere Periode!). Sphärische Synthie-Klänge, die sehr seltenen BM-Blasts sind kraftlos, unglaublich viel klebriges Pathos, künstliche Streicher, künstliche Flöten, künstliche Oboe oder so (erinnert mich in der Klangfarbe an mein erstes Instrument: sonne Plastiktröte mit Tasten) künstliches Drumming, künstlicher Nebel, Glocken hier und da, die Krähe kräht, der Rabe rabt… Ich bin fast versucht, mich über so viel hanebüchenen Unfug lustig zu machen.
Aber vorher gestehe ich lieber, wenngleich peinlicherweis’, dass mir das Ding gefällt, dass mich weder die Abkupferei bei SUMMONING stört, noch die dürre Produktion oder die künstlichen Klangfarben. Dadurch bekommt das Ganze eine Art „norwegischer Patina“. Dass Eöl / ELFFOR nicht an die Österreicher rankommt ist mal klar. Aber wenn man mit dem Total-Kitsch-Prinzip situativ Freundschaft schließen und der unfreiwilligen Komik mit einem Schmunzeln begegnen kann, dann kann „From the Throne of Hate“ auch ernsthaft Spaß machen. Insbesondere der gelegentlich sehr irre, rabenartige Gesang ist nicht uncharmant.
Ich könnte nachvollziehen, wenn man dem Album kaum mehr als die zwei Punkte gäbe, die ich der unsinnigen Ambient-Collage von LORD AGHEROS vor einiger Zeit gönnte. Irgendwie vergleichbar, und doch:
Anders als beim Italiener höre ich hier aber nicht nur die 3Ks: Kitsch, Cliché und Konstruiertheit heraus, sondern auch so etwas wie Seele. Und das ist mir das Wichtigste. Sie trennt in der Musik letztlich die Spreu vom Weizen. Ich werde das Ding sicher noch öfters hören…