Dark End - Assassine



Stil (Spielzeit): Symphonic Black Metal (65:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Crash&Burn/Masterpiece (Februar 2010)
Bewertung:
7,5/10

Link: http://www.darkend.it
http://www.myspace.com/darkendband
 

In Italien geht man mit Haar-Gel gemeinhin etwas verschwenderischer um. Wenn es dann um die düstere Variante der Musik geht, halten sämtliche Ausrüstungsgegenstände her, so dass man mit tollen Stiefeln, Nieten und Corpsepaint dem schwarzen Herzen Ausdruck verleiht.
Inhaltlich lassen sich Parallelen ziehen zum letzten CRADLE OF FILTH-Album, welches sich mit der Geschichte des französischen Edelmann und Mörders Gilles de Rais beschäftigte. Doch die Italiener gehen noch einen Schritt weiter und erzählen in jedem Song von einem anderen Frauenmörder, der in den letzten Jahrhunderten in Europa sein Unwesen getrieben hat.

Der Anfangstrack bietet mit schlechtem Wetter, Orgel, Gebeten und Satansstimme nichts wahnsinnig Originelles – außer dass die Kirchenglocke ziemlich schräg mitten hineinbimmelt. Es bleibt die Orgel und es kommt der Rest der Mannschaft dazu. Doch nicht nur die Orgel, sondern eine ganze Brigade synthetischen Orchesters gesellt sich dazu, bis der Bombast nicht mehr zu überbieten ist.
Allerdings finden sich immer wieder Passagen, in denen jeder Part zum Zuge kommt. Wenn dies ruhige Streicher-Keyboard-Zwischenspiele sind oder schwarzmetallisches Geschredder sich an die Klangfront kämpft, löst sich zeitweise der gesamte Überschwang an Instrumentierung auf. Dabei kommen schon in den ersten beiden Songs Gitarrenlinien vor, die doch gewisse Ähnlichkeiten mit oben genannten Briten aufweisen.
Kleine Besonderheiten lassen sich jedoch auch feststellen, denn ein reiner Abklatsch-Mix aus CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR ist es dann doch nicht. Dass einige Stellen auf Italienisch gekreischt werden, macht da noch nicht allzu viel aus. In „Bounded Sisters By Solitude" bringt eine einzelne Violine – auch wenn sie nur künstlich erzeugt wird – ein schön dramatisches Flair in das harte Geknüppel. Und natürlich braucht auch ein voll-harmonisches Dauergeballer eine Rast, die mit einem melancholischen Flüster-Stückchen namens „Tenebrae II: For Those Who Died" in der Mitte der Scheibe eingebaut ist.

Der Song „Two Faced Beast" enthält zum ersten Mal so etwas wie klaren Gesang, der entweder als drucklos misslungen abgestempelt werden kann oder auch gewollt mit gebrochener Stimme vorgetragen wird, was ich eher behaupten würde. Das folgende Glockenspiel mit verrücktem Sprechgesang lässt Erinnerungen wach werden an das schöne letzte Werk von LE GRAND GUIGNOL. Denn ein bisschen verrückter Zirkus ist auch hier hineinvermischt – und nicht nur, weil es wörtlich im dritten Stück vorkommt.
Black-Metal-Puristen sollten einen weiten Bogen um diese Platte machen. DARK END knattern nicht auf drei Saiten durchs Geäst, sondern fahren lieber mit einer riesigen schwarz-goldenen Kutsche durch die endlose Taiga. Manchmal ein bisschen wie HOLLENTHON, öfter wie CRADLE und ein paar kleine Ausgefallenheiten, wie ein Verdi-Zitat als Intro in das vorletzte Stück machen „Assassine" zu einem bombastischen, melodischen, aber auch harten Klangerlebnis, das man einem Hörtest unterziehen sollte.
Manuel

"Größtenteils harmlos."