Stil (Spielzeit): Gothic Black Metal (52:50)
Label/Vertrieb (VÖ): Reartone Music/Twilight (29.06.07)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.fjoergyn.de
FJOERGYN bestehen nun seit vier Jährchen in deutschen Landen. In der Vergangenheit hätte ich hier noch im Singular schreiben müssen, da das erste Album „Ernte im Herbst“ fast vollständig von Stephan L. aufgenommen wurde. Die Philosophie der mächtigen Natur, meist in negativem Sinne bezüglich der Menschheit, zieht sich weiter auch durch das neue Scheibchen „Sade et Masoch“, während sich in der Besatzung einige Änderungen ergeben haben. Mit Unterstützung an Bass und Schlagzeug entstehen nun auch Möglichkeiten der musikalischen Live-Darbietung. Aber zurück zum Silberling, wo FJOERGYN uns durch die Klangwelten der sadistischen und masochistischen menschlichen Auswüchse führen.
Ein klassischer Einstieg im Prolog ist zu hören. Die breiten Streicherteppiche verdichten sich allerdings rasch zu opulenter Gitarrenmusik, wie wir sie von FJOERGYN kennen. Gleich zu Beginn spürt man auch schon, dass mit Martin L. ein Mensch hinter dem Schlagwerk sitzt. Fließend geht es über in das „Leid des Einhorns“. Aus klassischer Perspektive bietet Stephan L. hier schon das ganze Spektrum. Filigrane Violinen wechseln sich ab mit hymnischen Bläserchören. Doch dabei kommen auch die „klassischen“ Instrumente der Rockmusik nicht zu kurz; es klingt eher etwas erdiger als auf dem letzten Album „Ernte im Herbst“. Einige Male wird der groovende Metal von einem einsamen Klavier begleitet, ohne dass ein dauerhafter Orchestermantel das ganze umhüllt.
Während im dritten Stück die Engel gegen uns Krieg führen, schallen epische Klänge aus den Membranen. Auch hier wird unter anderem im Gesang ein rauerer Ton angeschlagen. Bisher bleibt der Bandchef beim Shouten und gelegentlich flüsterndem Erzählen. Hinzu kommt, dass durch die fleischgewordene Trommelmaschine nicht mehr die länger anhaltenden Blastbeats vorkommen. Die Tracks bekommen hiermit einen realeren Touch, was zwar einen Unterschied zu der Vorgänger-Scheibe darstellt, aber keineswegs eine Negativentwicklung.
Passend zum Titel „Masoch“ beginnen FJOERGYN hier mit etwas raueren Gitarren und relativ dunklen Growls. Zum Teil erinnert es mich an DIMMU BORGIR, wobei sich dann auch bald die orchestralen Hintergründe dazugesellen, diesmal aber nur punktuell hervortreten. Zum ersten Mal zeigt Stephan L., dass er ebenso mit cleanem Gesang überzeugen kann. Bei einem Zwischenspiel erinnert mich die Melodie-Führung an ein klassisches Stück, das mit gerade nicht einfällt. Vielleicht ist es aber auch nur Zufall, wobei FJOERGYN dies durchaus zuzutrauen ist, da auf der letzten Platte Beethovens „Ode an die Freude“ zitiert wurde.
Zu Beginn des sechsten Stückes muss man ganz genau hinhören, wie die „Katharsis“ des Menschen geschehen soll (mir kommt es vor, als ob eine Pistole geladen würde...). Der „Narziss(t)“ wird von wunderschönen Gitarrenmelodien und orchestralem Background begleitet, bis er „von den Würmern gefressen wird“.
Zum Abschluss gibt’s dann noch eine Besonderheit. Ein stark verfremdetes – aber bestimmt sehr vielen bekanntes – altes englisches Volkslied schließt sich an den Schluss-Track „Sade“ an. Mehr, als dass es mit „G“ beginnt, will ich noch nicht verraten!
Diese Schrift darf als Plädoyer verstanden werden für einen größeren Bekanntheitsgrad von FJOERGYN. In der Kategorie von epischen Metalwerken brauchen die Jungs den Vergleich mit früheren EMPYRIUM oder FALKENBACH nicht scheuen. Englisch mag zwar als „Weltsprache“ dienen, aber FJOERGYN zeigen, dass man sich auch in seiner deutschen Muttersprache mit Hilfe der Musik gut ausdrücken kann.
Düster und doch Dur, einfach doll!
Manuel
"Größtenteils harmlos."