Welicoruss – Apeiron (EP)



Stil (Spielzeit): Symphonic Black Metal (32:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Relevation (19.10.09)
Bewertung: 5,5/10

Link: http://www.welicoruss.com
http://www.myspace.com/welicoruss
Dobre dien. Viel mehr kann ich leider nicht auf Russisch, was bei unseren werten Lesern nicht allzu schlimm ist. Jedenfalls ruft Alexey Welicoruss Boganov vor acht Jahren in Sibirien eine Truppe ins Leben, die sich der orchestralen Düstermusik annehmen will. Nun gibt es nach dem Erstlingswerk, das mit dem klassischen Titel „Wintermoon Symphony" bezeichnet ist, den Nachfolger „Apeiron" auf die Ohren.

Zu den russischen Einleitungsworten kann ich nicht viele Worte verlieren, aber bei den ersten Melodien kommt mir immer wieder CATAMENIA in den Sinn, die ja auch aus dem hohen Norden ihre Harmonien in die Welt hinausposaunen. Der teilweise leicht abgehackte Kreischgesang plus die halbwegs eingängigen Keyboard-Harmonien sind nicht weit entfernt von den Finnen.
Doch muss man immerhin der Stilrichtung soweit Recht geben, dass ab und an Stakkato-Schreddern angesagt ist, was aber nicht sehr weit in die Ecke hineinreicht, in der sich der schwarze Gesell im Schweineblut suhlt. Dazu sind die synthetischen Klänge viel zu dominant. Dementsprechend fällt der Gesamtklang auch nicht so hart aus, wie er zum Beispiel bei KEEP OF KALESSIN vorkommen kann.
Das zweite Werk der Russen hat aber auch in paar Besonderheiten. Der zweite Track „To Far Worlds" benötigt in über sechs Minuten keinerlei Gesang, ebenso wie das folgende „Bud Flower". Dabei wird nicht komplex getrickst und das Hirnschmalz beansprucht, sondern das Hauptaugenmerk liegt einfach nur auf schönen Melodien mit Gitarre und Keyboard – was mancher eventuell als Kitsch betiteln könnte. Wenn dann in „Slava Rusi" diverse Flöten und der russische Gesang einen exotischen Touch heraufbeschwören und ein Chor-Schunkel-Chorus die Laune hebt, kann das nicht so falsch sein.

Interessanterweise ist der fünfte Song der gleiche wie Nummer vier („Slava Rusi"), nur als eine instrumentale, klassische Version mit Klavier, Streichern und ein paar Ahs und Ohs in Damenstimme. Ein kleiner Part, der sich nach einem russischen Traditionslied anhört, weiblich gejodelt, ist ebenso zu verzeichnen. Dass dann noch ein Elektro-Dance-Wie-auch-immer-Remix namens „Slavianskaia Sila" zu hören ist, verstört etwas. Harmonisch mit teilweise leicht verstimmten Akustikgitarren und scheinbar bewusst schrägem Gedudel schraubt sich der Beliebtheitsgrad für mich damit nach unten. Der Abschlussschmalz mit Feengesang und solierendem Saitengetöse bringt Schneeglöckchen zum Weinen, aber den Symphonie-Metaller kaum zum Bangen.

Laut Presse-Info soll „Apeiron" ein vollständiges Album sein, andere bezeichnen es als EP, wozu ich bei der Spiellänge auch eher tendieren würde – obwohl manche Grind- oder Thrash-Platte auch nicht länger rotiert. Wie auch immer man die Scheibe nennt, einen herausragenden Fußabdruck wird sie nicht unbedingt in der Ohrmuschel hinterlassen. Wer das Verlangen nach experimentellen, elektronischen Klängen hat, könnte hier teilweise fündig werden. Die Songs, die sich in einer Schnittmenge aus DIMMU BORGIR und CATAMENIA tummeln, sind rar gesät und auf ihre Art okay. Bei dem ganzen Werk muss man offen für extravagante Kompositionen sein, doch für mich ist es insgesamt zu wenig, um in den guten Status zu gelangen.
Manuel

"Größtenteils harmlos."