Persefone - Shin-Ken Tipp


persefone-shinken


Stil (Spielzeit): Progressive Death Metal (61:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Kolony Records (05.02.2010)
Bewertung: 9/10

Link: www.myspace.com/persefoneband

Seit OPETH vor rund zehn Jahren erstmals die verdiente Aufmerksamkeit bekamen, wurden viele Bands mit dem Etikett „Progressive Death Metal“ versehen. Für die meisten eine nicht gerade leichte Bürde, wiegen die wenigen Schwergewichter in diesem gleichwohl speziellen als auch breit gefächerten Segment umso mehr. Gegen die Platzhirsche OPETH ist nun mal kein Anstinken.

In diesem Jahr machen vor allem ORPHANED LAND mit ihrem Meisterwerk „The Neverending Way Of OrwarriOR“ vergleichbaren Bands das Leben schwer. Heavy-Musik mit orientalischen Elementen, ausladenden Songstrukturen und einer noch nicht so ausgelutschten Thematik ist anscheinend in.
In exakt dieselbe Kerbe stoßen PERSEFONE aus Andorra – wobei die sechs Herren einen Funken heavier agieren als die Kollegen aus Israel. Schubladendenken hin oder her, es wird schnell deutlich, dass PERSEFONE die perfekte Personifizierung des Begriffs „Progressive Death Metal“ sind.

„Shin-Ken“ ist ein Konzeptalbum um das „Wahre Schwert“, also eine an japanische Mythologie angelehnte Geschichte. Leider liegen mir keine Texte vor, jedoch vermittelt die Musik und der Wechsel zwischen aggressiven Gesangsstilen und klaren, teils spirituell wirkenden Gesängen einen direkten Zusammenhang zwischen Thematik und musikalischer Aussage.
Dass diese nicht von schlechten Eltern ist, beweist „Shin-Ken“ gleich von Anfang an. Nach kurzem Intro wird man sofort vom großartigen „Rise To Fall“ umgewalzt, das schon einige der folgenden Stilmittel vorweg nimmt. Wechselnde Gesänge, hymnische Riffs und ein paar kompositorische Finessen setzen erst mal die Wahrnehmung außer Kraft. Danach geht es progressiv weiter, mit mächtigen Gitarrenriffs, gezielt eingesetzter Orchestrierung und enorm dynamischem Drumming. Atmosphärisch aufgeladene Interludes wie das Ambient-Stück „The Water Book“, das in das bleischwere „The Endless Path“ übergeht, erweitern das Album zudem um interessante Momente.
Gelegentlich brechen sich krasse technische Eruptionen Bahn; komplexe Taktarten und zahlreiche Fills bestimmen dann die Marschrichtung. Diese Ausbrüche sind jedoch stets nachvollziehbar und wirken zu keiner Zeit gekünstelt, angestrengt oder gar deplaciert, sondern fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein.
Von Zeit zu Zeit scheinen außerdem die Klargesänge einen Knacks zu haben, wenn es für europäische Ohren etwas dissonant wird. Aber auch solche Stellen fügen sich bei wiederholtem Hören toll ins Gesamtbild ein. Überhaupt muss man „Shin-Ken“ eine Weile und mehrere Durchläufe geben, bis sich die volle Wirkung entfaltet.

Im Großen und Ganzen ist „Shin-Ken“ dem nahezu zeitgleich erschienenen „ORwarriOR“ beängstigend ähnlich – und gleichzeitig doch sehr anders. Dass man PERSEFONE fast zwangsläufig mit ORPHANED LAND vergleichen muss, wird einem beim Hören klar. Und ebenso, dass „Shin-Ken“ dem israelischen Bruder in Sachen Qualität kein bisschen nachsteht. Bitte kaufen und lieben.