Stil (Spielzeit): Deathmetal (40:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Maintain Records / Twilight (27.11.09)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/killchainmetal
Ich weiß wirklich nicht, was die alle haben... Als Nachzügler, wenn es um das Bewerten eines neuen Albums geht, kommt man ja kaum drum herum, im weltweiten Netz auf das eine oder andere bereits erschienene Review zu stoßen. Da der vorliegende Nackenbrecher namens „They“ seinen Platz dummerweise ein wenig zu weit unten in meinem To-Do-Stapel gefunden hatte, jedoch nicht übergangen werden wollte, trug es sich auch in diesem Falle zu, dass ich auf meiner Suche nach weiterem KILLCHAIN-Gemetzel über die Meinungen und Urteile gewisser Branchenkollegen stolperte. Da fallen Worte wie „durchschnittlich“ und „austauschbar“. Worte wie „innovativ“, „originell“ und „neu“ werden stets mit einer Negation kombiniert. Zugegebenermaßen liefern die fünf Slowaken mit ihrem Zweitwerk wahrhaftig kein Feuerwerk an frischen Ideen und zuvor nie dagewesenen Songstrukturen ab. Doch würde ich auf dieser Tatsache bei KILLCHAIN nicht meine Bewertung aufbauen. Denn Innovation war auch ganz offensichtlich nicht das Anliegen des brutalen Quintetts, als „They“ eingezimmert wurde. Wenn VOMITORY eine neue Schlachtplatte veröffentlichen, die zu unser aller Freude klingt, wie man es von denen gewohnt ist, dann gehen doch auch alle Daumen nur nach oben und niemand beschwert sich über mangelnde Diversifikation. Das will doch keiner.
Und dementsprechend sollte der geneigte Käufer dieser ultrabrutalen Scheibe auch seine Erwartungshaltung anpassen. Suchst Du originelles Gefrickel, hör Dir DYING FETUS oder eine der unzähligen modernen Deathcore-Truppen an. Stehst Du hingegen auf mörderische Grooves, die Deinen Bewegungsdrang voll ausschöpfen und nur so selten wie möglich von unnachvollziehbarem Griffbrettgerutsche unterbrochen werden, dann bist Du bei KILLCHAIN genau richtig! Wie bei den bereits erwähnten Schweden von VOMITORY geht es auch hier meist intensiv nackenbrechend zur Sache. Die sehr rar gesäten Blastbeats gehören ebenso dazu wie einige schleppende Passagen. Hauptsächlich jedoch bewegen sich die Slowaken im Midtempo-Bereich, gehen zwar gerne auch mal in etwas schnellere Gefilde über, setzen das Hauptaugenmerk aber stets auf eines: Groove! Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass man zu den dreizehn Tracks auf „They“ nicht abgehen kann. Wer sich als Deathmetal-Fan bezeichnet und nicht unweigerlich mit dem wildesten Headbangen beginnt, wenn der direkt auf das Intro folgende Titeltrack aus den Boxen schallt, der sollte dringend mal einen Arzt konsultieren, denn entweder stimmt etwas mit den Nackenwirbeln nicht oder eine der scheinbar multiplen Persönlichkeiten kann mit Deathmetal der alten Schule nicht das Geringste anfangen.
Also mich zumindest haben die augenscheinlich nach einem der besten BOLT THROWER-Tracks benannten Mordsfesseln auf ganzer Linie überzeugt. Die fiesen Doublebase-Attacken in Kombination mit den variierenden Geschwindigkeiten der verschiedenen Rhythmen lassen keine Langeweile aufkommen. Mal fühlt man sich an finstere DEICIDE-Klänge erinnert, mal an die tonnenschweren Riffings der Namensgeber. Füller gibt es keine. Der basslastige Sound setzt dem Ganzen die Krone auf. Dieser lässt die angeschlagenen Saiten wie schwere Eisenketten wirken und kreiert damit fette Gitarrenwände, die von einem solide grunzenden Frontmann angeschrien werden. Dieser vermag die übliche Bandbreite von unmenschlich tiefen Growls bis hin zu den obligatorischen Screams zu vollster Zufriedenheit auszukosten.
Der Inhalt dieser Brüllattacken hingegen ist an Qualität kaum noch zu unterbieten. Also mit der Tatsache, dass in diesem Genre lyrisch neben Gewalt und ablehnender Haltung in sämtlichen Ausprägungen nicht viel behandelt wird, ist man ja mittlerweile vertraut. Doch den fünf Slowaken ist zudem noch deutlich anzumerken, dass zu Schulzeiten keiner von ihnen einen Leistungskurs in Englisch belegt hat. Da ich persönlich jedoch akustisch nahezu perfekt in Szene gesetzte Brutalität auf der Prioritätenliste ganz klar vor die Grammatik stelle, kann ich „They“ jedem Todesmetaller guten Gewissens ans schwarze Herz legen...