Black Sun Aeon - Routa



Stil (Spielzeit):
Dark/Doom/Death Metal (78:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Cyclone Empire (02.04.10)
Bewertung: 7,5/10

Link: http://www.blacksunaeon.com
Hinter "Routa", dem zweiten Album von BLACK SUN AEON, steckt eine ganz besondere Entstehungsgeschichte. Angeregt von dem härtesten finnischen Winter seit 40 Jahren sah sich Bandkopf Tuomas Saukkonen dazu berufen, eine Doppel-CD aufzunehmen, das die dunkle und kalte Jahreszeit als Konzept behandelt. Der Finne, der für alle Growls und aggressiven Vocals, Gitarren, Bass, Keyboards und Drums (also die komplette Instrumentierung) verantwortlich war, hat mit "Routa" tatsächlich ein Album geschaffen, das man musikalisch zu jeder Zeit mit dem Winter in Verbindung bringen kann.

Dass Musik verschiedene Emotionen und Erinnerungen hervor rufen kann, ist bekannt. Für mich waren und sind es nach wie vor DISSECTION mit "Storm Of A Light's Bane", die die düstere Jahreszeit perfekt zum musikalischen Leben erweckt haben, dabei aber auf die klirrende Kälte und schreckliche Schönheit setzen. Saukkonen hingegen hat "Routa" zweigeteilt: Auf CD eins ("Talviaamu", was so viel wie "Wintermorgen" bedeutet) finden sich die melodischeren, strahlenderen Songs, welche die Schönheit einer majestätischen Winterlandschaft mit all ihrem Schnee und dem klaren Himmel darstellen sollen. CD zwei ("Talviyö", also "Winternacht") hingegen behandelt die dunklere Seite und hat die klirrende Kälte, Grausamkeit und Härte des Winters zum Thema. Beide Scheiben haben je sieben Songs, die musikalisch tatsächlich das erkennen lassen, was der finnische Tausendsassa mit seiner gewagten Idee zu realisieren versucht hat. Mit vielen cleanen Vocals, getragenen, majestätischen Melodien, epischen Elementen und (natürlich) melancholischer, aber nicht finsterer Stimmung wird hier die Schönheit eines Wintermorgens musikalisch passend umgesetzt. "Core Of Winter", "Frozen", "Wreath Of Ice" und "Sorrowsong" heißen die kalten, aber schönen Songs, die dem Hörer die positive Seite des Winter präsentieren. Sowohl über die Stereoanlage als auch unterm Kopfhörer taucht man ein in die faszinierende Welt der weißen Kälte und muss im Stillen den Finnen dafür bewundern, dass er sein Konzept wirklich so gelungen umsetzen konnte.

"Funeral Of World" macht bereits im Titel klar, dass es auf CD zwei härter zugeht. BLACK SUN AEON klingen bereits mit dem Opener von "Talviyö" deutlich aggressiver als auf "Talviaamu", die cleanen Vocals sucht man vergebens. Die sieben Songs machen klar, warum als Genrebezeichnung neben Dark auch Death Metal angegeben wird. Obwohl auch auf der zweiten Scheibe melodische Elemente wahrzunehmen sind und es sich eher um Melodic Death als um reinen Death Metal der alten Schule handelt, klingen Nummern wie "Frozen Kingdom", "The Beast" oder das abschließende "Apocalyptic Reveries" hart, düster und verzweifelt. Allerdings kann diese dunkle Seite nicht ganz mit der kompositorischen Finesse und Durchdachtheit des Wintermorgen-Konzeptes mithalten.

Als Gastmusiker sind neben Mikko Heikkilä (SINAMORE) und Janica Lönn (LUNAR PATH), die für männlichen bzw. weiblichen Cleangesang sorgen, noch ex-SENTENCED/KURS-Mitglied Sami Lopakka und MOONSORROWs Villa Sorvali auf "Routa" zu hören. Oder im Fall der beiden letztgenannten eher zu lesen, denn die beiden Musiker haben nur Lyrics beigesteuert. Tuomas Saukkonen hat mit seinem zweiten Album ein sehr interessantes Konzept vorgelegt, das auch zu einem Großteil gelungen ist. Vor allem der vertonte Wintermorgen lässt das große Potenzial des finnischen Musikers erkennen und enttäuscht die Erwartungen nicht, während die Winternacht nicht ganz so ausgereift klingt. Das Ergebnis indes ist überwiegend positiv und beachtlich und lässt hoffen, dass sich Saukkonen noch zu weiteren, ähnlichen Alben hinreißen lässt.
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...