Depression - Dekade(nz)

depression

Stil (Spielzeit): Grindcore / Deathmetal (45:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Bloodred Horizon Records (16.04.10)
Bewertung: 7 / 10

Link:
http://www.myspace.com/depressiongrind
Gods of Griiiiiiiiiind… Ach, was waren das noch für herrliche Zeiten. Mein erster Kontakt mit DEPRESSION war diese ordentlich ballernde Coverversion einer gleichnamigen Band aus dem Untergrund. Wer diese Hymne kennt, der weiß, was die Herren auszeichnet: Treibende Rhythmen zu ultratiefen Growls und klagenden Screams. Aus diesem Grund war ich auch hellauf begeistert, als ich die neue Scheibe der Westphalen aus meinem Stapel der zu rezensierenden Promos zog. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich die Weiterentwicklung dieser Combo nicht weiter verfolgt. Und das, obwohl kein Jahr vergeht, in dem die Jungs nicht ein bis fünf neue Machwerke veröffentlichen. Also fleißig sind sie ja, die chronisch depressiven Grindfreaks. So stellte sich mir schnell die Frage, ob sich an der groovenden, manchmal schleppenden und stets ultratiefen Mischung aus Deathmetal und Grindcore über die Jahre etwas geändert hat. Und an dieser Stelle kann ich all die Zweifler unter Euch beruhigen: Nein. Im Hause DEPRESSION hat sich nicht das Geringste verändert. Man kann also erleichtert aufatmen und sich nun voll und ganz den dreizehn neuen Schlechte-Laune-Knüppeleien hingeben, welche durch ein recht stimmungsvolles Intro, ein paar gesprochene Worte, die die Scheibe ausklingen lassen, und einen Bonustrack, welcher nur auf der Digipak-Version des Albums enthalten ist, ergänzt werden. Also jetzt schnell die Jalousinen und Mundwinkel runter, Zeige- und kleine Finger rauf und los geht die Reise in eine neue Dekade(nz).

Keine andere mir bekannte Band schafft es derartig gelungen, vertonte schlechte Laune mit Rhythmik und Partytauglichkeit zu vermengen wie DEPRESSION. Sind deren Texte, welche weit mehr zu bieten haben als die in diesen Gefilden üblichen detaillierten Beschreibungen von Mord, Folter, Vergewaltigung, Ausweidung und sonstigen Gewalttaten, auch stets von außerordentlich pessimistischer Natur und dazu noch auf meist langsame und tiefstmögliche Weise vorgetragen, so verleiten sie doch häufig auch zum lauten Mitgrölen, sofern man sie versteht. Und bringt die musikalische Begleitung dieser Geschichten auch eine permanent bedrückende Stimmung rüber, welche ebenfalls durch sehr weit unten angesiedelte Tempi und Töne erzeugt wird, so laden die Rhythmen doch stets zur Bewegung von Stiernacken, Metalhead und Haarpracht ein. Das, was uns auf „Dekade(nz)“, wie auch auf der sonstigen Diskographie der Band, geboten wird, ist nun mal kein reiner Grindcore, sondern eher eine Mischung aus schleppendem Deathmetal, simplem Grind-Gebolze und einer beachtlichen Doom-Attitüde.

Dabei sollte denjenigen, denen DEPRESSION bisher unbekannt war, jetzt nicht der Eindruck entstehen, hier würde es durchgehend träge oder gar langweilig zugehen. Es gibt durchaus auch schnellere Passagen. Die gehören einfach dazu. Doch sind es eher die langsamen Parts, die das Trio charakterisieren. Natürlich darf an den Saiten geschreddert werden und auch die Snare verfällt gerne mal in hektischere Takte. In fast jedem Track stechen jedoch doomige Riffings zu vereinzelten Stockschlägen und langgezogenen Growls hervor. Diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten halten sich aber bestens die Waage. Es kommt weder Langeweile auf noch bekommt man Kopfschmerzen von einer Überdosis Geballer. Da lacht das depressive Herz.

Was mir persönlich an DEPRESSION am besten gefällt, sind auf alle Fälle die groovenden Passagen, welche zwar immer ziemlich simpel, doch auch stets eingängig und mitreißend sind. Davon gibt es auch auf „Dekade(nz)“ wieder jede Menge zu bewundern. Als besonders herausstechend empfand ich hier das auffällig abgehackte „Honesty“, welches ich auch als Anspieltipp anführen würde. Ansonsten gibt es nicht viel Außergewöhnliches. Einige seichte Keyboardklänge, die der Untermalung dienen. Das war’s. Der Rest ist massiv tief gestimmter Stromgitarrenmatsch mit finsteren Growls und den für DEPRESSION typischen Screams, welche eher Geschmackssache sind. Also ich bin durchaus zufrieden mit dem Ergebnis, das uns die Depris hier vorsetzen. Weltbewegend hingegen sieht anders aus...