Evig Natt - Darkland




Stil (Spielzeit):
Gothic Metal / Death Doom (44:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Bards Entertainment (09.04.10)
Bewertung: 8/10
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Melancholisch-epische Schönheit, auch von (künstlichen) Streichern und Piano, konfrontiert mit schweren bis schwersten Death Doom Riffs oder Black & Death Metal Blasts… Growls vs. Glockenstimme, das zweigestrichene C gegen tiefer gelegte Saiten. Und so weiter. Kaum ein Genre versetzt mich so ausnahmslos entweder in Entzücken oder aber Entsetzen wie Gothic Metal. Um wegen EVIG NATT nur mal in Norwegen zu bleiben: Die frühen Kunstwerke von THE 3rd AND THE MORTAL stehen in unmittelbarer Griffweite, die Machwerke von TRISTANIA im Karton für den Second Hand-Händler. So einfach ist das.

Aber eben nicht im Fall von EVIG NATT, die so gar nicht in mein bequemes Raster „Können oder Klamauk“  passen wollen. Aus der Kitschkiste krabbelt das Duo Jørgensen / Sund nebst Session-Muckern spielend raus; der Metal-Anteil ist sehr hoch und nicht zu Tode poliert. Hart und doomy inklusive Black Metal-artigen Leads. Und die Abteilung „Schönheit“ schmalzt nicht alles dicht. Es fällt auf, wie geschickt die Band insgesamt, aber besonders Sängerin Kirsten Jørgensen, Pathos und Weltschmerz immer wieder einbremst, bevor es peinlich wird. Während die Instrumente sich und die Songs z.B. in Blast-Eruptionen retten, deutet „die Elfe“ in solchen Momenten gern einen Wechsel ins Fach der Rock-Röhre an. Und das wirkt keinesfalls deplaziert. Und weil alle Songs sinnige Dramaturgien aufweisen, ohne dass sie wie völlig überladene Miniopern daherkommen, ist „Darkland“ ein verdammt starkes Album, das bislang auch noch mit jedem Umlauf stärker wurde.

Wo liegt jetzt das Problem? Paradoxerweise da, wo ich zuvor die Stärke ausgemacht habe: im Umstand, Pathos und Melancholie nicht völlig auszureizen. Das „große Gefühl“ des Goth Metals ist ja nur deshalb bei so vielen andern ein Graus, weil’s oft so trivial umgesetzt, so aufgesetzt ist... Indem EVIG NATT das „Monumentale“ meiden, umgehen sie die Gefahr der Peinlichkeit -- aber auch die Chance auf die ganz großen Momente, die ein Goth Metal Album unsterblich machen können. „Darklands“ ist ein sehr starkes Album, hält aber respektvollen Abstand zu  „Tears Laid in Earth“ von  THE 3rd oder den großen Alben von MY DYING BRIDE.