Stil (Spielzeit): Progressive Death-Metal (43:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Hungry Eyes Records (Frühjahr 2006)
Bewertung: 6,5/10
Link: http://www.saros-metal.org
Wenn man einen Vokal austauschen würde, wäre SAROS ein Palindrom. Das ist zwar nicht wichtig, aber ich mag gerne Rätsel und Knobeleien...
SAROS ist außerdem noch eine Band aus New York, deren musikalische Anfänge allerdings in der Bay Area liegen. Nach eigener Aussage sind die Wurzeln des flotten Vierers mit Frontfrau im Punk zu finden, der sich aber recht bald in Richtung Metal entwickelte, wobei eben je die Hälfte der Musiker von der West- und von der Ost-Küste der Staaten kommt. Anno 2004 war es dann soweit und die Truppe um Leila Rauf wurde ins Leben gerufen. Mittlerweile haben die durch „Krautrock“ und Progrock beeinflusste Band auch schon einige erfolgreiche Gigs hinter sich und wollen nun mit „Five Pointed Tongue“ ihr Erstlingswerk an den geneigten Mann oder die Frau bringen. Ich hab’s mir mal für euch angehört:
Der erste der fünf Tracks namens “In Arctic Exile” beginnt mit einer langen Rückkopplungsphase, die als aufbauende Geräusch-Wand eine wahrlich arktische Stimmung erzeugt. Das weiter andauernde Intro klingt mit etwas hymnischen Melodeien in Richtung AMON AMARTH, hat allerdings leider nicht den gleichen Druck dahinter. Wenn die „Sängerin“ Leila Rauf mit ihrem krächzendem Shouten einsetzt, läuft es einem zuerst kalt den Buckel runter, dann überlegt man sich, ob die Stimmbänder noch lange halten und anschließend darf man sich über den mehrstimmig cleanen Gesang wundern. Der vokale Part ist zwar nicht besonders charakteristisch hervorstechend, bringt jedoch mittels einiger ungewöhnlicher Gesangslinien etwas Spannung in die Sache. Mit jazzigen und bluesig angehauchten Gitarren-Soli zeigen sowohl Ben Aguilar als auch die Frontfrau Leila, dass sie mit der Saitenaxt umgehen können. Interessant ist, dass wie in einem Kreis ohne Anfang und Ende, der Schluss des ersten Stückes mit dieser Rückkopplung des Anfangs aufhört und gleichzeitig in den nächsten Track übergeht. Wer mag, kann da schon mal ins philosophieren kommen... In „F Subzero“ kommt in langsameren Parts, die es in solch ellenlangen Liedern ja auch geben muss, durchaus auch Blood Eagle zum Vorschein, der bei SAROS hinter der Schießbude sitzt und gar nicht übel die Trommeln rührt. Ein nicht ganz unerhebliches Manko ist hier leider zu nennen und zwar, dass der raue Garagen-Sound zu blass wirkt und dem Schlagzeug zu wenig Wumms verleiht. Bei dem Mittelteil der Scheibe, der sogar unter der 6-Minuten-Marke bleibt, erwartet man eher ein flottes, durchgeprügeltes Stückchen, bekommt aber groovig, progressiv dunklen Metal geboten. Der wird dann von der schönen Stimme der Leila kurz unterbrochen, die mit einer tollen Gesangseinlage dem ‚schlafenden Biest’ einen neuen Charakter überstülpt. Wie es sich für düstere Musik gehört, handeln die Texte von depressiver Stimmung, einem schlafenden Ungeheuer und natürlich dem Tod, was man auch im Booklet verfolgen kann. Jetzt muss ich aber doch noch kurz auf „Origins“, Lied 4, eingehen. In einem sehr schönen, akustischen Intro werden die Stahlsaiten filigran gezupft, das Tempo nicht gerade überhöht, die Melodie-Führung geht ab und zu in Richtung Jazz oder Blues. Doch wie es sich gehört, ist ein Intro auch irgendwann vorbei und der bisher gehörte Groove setzt zunächst ganz gemächlich ein. Aber natürlich muss in diesem mit über zwölf Minuten längsten Stück auch ein bisschen Abwechslung geboten werden, was durch ausführliche gitarristische Einzelleistungen geschieht.
Meine Güte, da hab ich mal wieder einiges an Musik-Analyse betrieben, aber da die Jungs und das Mädel von SAROS noch recht neu in der Branche sind, bietet sich ein ausführlicheres Angucken an, damit man sich schon mal ein Bild machen kann. Und dieses Bild ist meines Erachtens gar nicht so leicht einzuordnen. Irgendwo zwischen der episch, langen Progressivität von OPETH, einer schlichten Rockattitüde und dem Sound-Charakter von puristischen Black-Metal-Scheiben wie bei EMPEROR oder 1349 liegen SAROS. Genau das ist auch einer der Mangel-Punkte. Ob Aufnahme-bedingt oder gewollt ist der Sound sehr rau und hart, dazu kommt noch, dass einfach kein Druck aus den Boxen kommt, auch wenn ich den Regler hochschiebe. Tja, und über die nicht immer so gelungene Abwechslung in den ellenlangen Stücken lässt sich genauso streiten, wie über die – ich nenn’ es mal „Originalität der Akustik“.
Manuel
"Größtenteils harmlos."